Knobi als Heilpflanze

Bild von Donovan Govan: https://secure.wikimedia.org/wikipedia/commons/wiki/File:Garlic.jpg

Über den Geschmack wird gestritten, über den resultierenden Atem wird sich oft beschwert, aber trotzdem ist Knobi auch nördlich der Alpen aus der Küche nicht wegzudenken. Ich selbst bin ein großer Freund des Knoblauchs. In feinen Scheiben geschnitten und in gutem Olivenöl leicht angebraten ist er eine Köstlichkeit kaum zu übertreffen… .

Knoblauch ist nicht nur kulinarisch zu empfehlen, Knoblauch wird auch seit Menschengedenken als medizinisches Nahrungsmittel geschätzt. In diesem Beitrag möchte ich etwas auf die zahlreichen Wirkungen des Knoblauchs auf die Gesundheit eingehen.

Die meisten Informationen entstammen dem sehr umfassenden englisch-sprachigen Buch The Garlic Book von Stephen Fulder, Ph.D., der Lesern schon aus der IngwerReihe bekannt ist. Das Buch ist eine wahre Schatztruhe zum Thema Knoblauch. Dr. Fulder bespricht die Wirkungen des Knoblauchs, seine Wirkungsweise und seine Geschichte, und wie man Knoblauch leicht in seine Ernährung einbauen kann. Ich empfehle das Buch jedem, der mehr über Knoblauch als medizinisches Nahrungsmittel lernen möchte. An dieser Stelle möchte ich aber auch auf Gernot Katzers Gewürzseite über Knoblauch als gute Online-Ressource verweisen. Seine anderen Gewürzseiten sind ebenfalls interessant.

Stephen Fulder. Der Autor erhielt seinen Master-Abschluss in Biochemie von der englischen Oxford University und seinen Doktor vom National Institute for Medical Research in London. Seit mehr als 30 Jahren forscht er über die medizinische Wirkung von Pflanzen sowie alternative Heilmethoden – aber stets auf wissenschaftlicher Basis. Würde er in seinem Buch erwähnte Studien direkt zitieren, wäre das Buch perfekt. So finden sich nur am Ende des Buches allgemeine Literaturhinweise und Studien. Leider ist dadurch nicht immer klar, welche Studie nun beispielsweise auf Seite 23 zitiert wurde.

Eine kurze Geschichte des Knoblauchs. Die Knolle ist schon seit mehreren Jahrtausenden bekannt und gelangte aus den Steppengebieten Zentral- und Südasiens über das Mittelmeer nach Europa. Der Wildtyp des Knoblauchs gilt übrigens als ausgestorben. Leider. Ich hätte zu gerne gewusst, wie er sich vom heutigen Knoblauch unterschieden hat. Wie dem auch sei, von den alten Ägyptern über die Griechen und Römern bis hin zum Europa des Mittelalters, alle haben Knoblauch geschätzt. Wikipedia berichtet beispielsweise:

Knoblauch war schon im Altertum als Nahrungs- und Heilmittel bekannt. Ägyptische Sklaven benutzten Knoblauch als Stärkungsmittel und um Läuse und Darmparasiten zu vertreiben. Es ist bekannt, dass die Arbeiter an den Pyramiden eine tägliche Ration erhielten, und es ist überliefert, dass bei der Kürzung der Ration die Arbeiter die Arbeit niederlegten.

Dr. Fulder erwähnt den römischen Wunsch „Mögest Du keinen Knoblauch essen,“ womit man die Hoffnung ausdrückte, dass jemand nicht zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Bis zum 17. Jahrhundert haben Pharaonen und europäische Könige gleichermaßen Knoblauch geschätzt. Doch plötzlich entwickelte sich im protestantischen Nordeuropa die Ansicht, dass Knoblauch (und sein kräftiger und hitziger Geschmack) nur was für die niederen Schichten sei. In gewisser Weise hat sich diese Sichtweise bis heute durchgesetzt, wie man an der oft begegneten Abneigung gegenüber dem Knoblauchatem sieht. Meines Erachtens konnte sich diese Abkehr vom Knoblauch nur durchsetzen, weil man mit der Zeit feststellen musste, dass Knoblauch nicht wirklich gegen Vampire hilft, im Gegenteil sie womöglich sogar anzieht. Das ist aber auch der einzige mir bekannte Nachteil des Knoblauchs.

Hinsichtlich des Namens schreibt Wikipedia übrigens:

Die deutsche Bezeichnung „Knoblauch“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „klioban“ (= „spalten“) ab; im Mittelalter nannte man den Knoblauch nach diesem Wort chlobilou oder chlofalauh, bezogen auf das „gespaltene“ Aussehen seiner Zehen (siehe heute noch die Bezeichnung „Klauen“ bei Tieren).

Die Knoblauch-Pflanze. Der Knofel gehört zur Gattung der Lauch-Arten, die u.a. auch Zwiebeln, Bärlauch, Schnittlauch, Poree, Schalotten und vieles mehr umfasst. Charakteristisch für die meisten dieser Pflanzen ist der lauchige Geruch. Dieser entsteht indirekt durch die schwefelhaltige Aminosäure Alliin.

Alliin hat so gut wie keinen Geschmack noch Geruch. Aber wenn Knoblauch zerdrückt wird, vermischt sich das Alliin mit einem Enzym im Knoblauch und wird zu Allicin. Umso mehr Allicin vorhanden ist, desto stärker das Brennen auf der Zunge. Allicin verwandelt sich nach und nach in weitere schwefelhaltige Verbindungen, die alle für den Geruch des Knoblauchs verantwortlich sind. Die gesundheitlichen Wirkungen des Knoblauchs beruhen zum Großteil auf Allicin1 und seine Tochterverbindungen, wobei Mutter- und Töchterverbindungen jeweils unterschiedliche Wirkungen entfalten.

Die typischen Verwendungen des Knobis in der traditionellen Medizin

  • Gegen innere und äußere Infektionen aller Art. (Albert Schweitzer hat Knoblauch sogar gegen Cholera und Typhus eingesetzt.)
  • Gegen Bisse, Stiche und Gifte.
  • Zur Unterstützung des Kreislaufs.

Der wissenschaftliche bestätigte Nutzen des Knoblauchs auf das Kreislaufsystem.

Die meisten Wirkungen konnten schon ab 1 Zehe täglich festgestellt werden. Weil die Wirkung jedoch nur einige Stunden anhält, wird empfohlen, Knoblauch über den Tag verteilt zu sich zu nehmen.

Knoblauch wirkt gegen:

  • Gefäßverkalkung (Arteriosklerose) und zwar z.T in stärkerem Maße wirksam als Medikamente.
  • Bluthochdruck. Beim systolischen Wert um 7%, beim diastolischen Wert um 14%.
  • hohe Cholesterinblutwerte. Gemäß einer Studie eine Senkung von durchschnittlich 15%.
  • Blutgerinnsel/Thromben. Eine Studie hat die normale Blutgerinnungszeit von Probanden gemessen, die Blutgerinnungsdauer nach einem sehr butterreichen Frühstück und die Dauer nach einem butterreichen Frühstück mit Knoblauch. Die normale Dauer belief sich im Durchschnitt auf 4 Minute 15 Sekunden. Nach dem butterreichen Frühstück sank sie auf 3 Minuten 41 Sekunden, beim Knoblauchfrühstück erhöhte sie sich auf 5 Minuten 7 Sekunden. Wahrlich beeindruckend!

Andere interessante Aspekte des Knoblauchs

Antibiotikum. Knoblauch wird schon lange als natürliches Antibiotikum verwendet und geschätzt. Es wirkt zwar langsamer und nicht so kräftig (nur 1% bis 10% so stark) wie moderne Antibiotika, aber, und das ist äußerst spannend und beeindruckend, konnte man im Labor noch keine bakterielle Resistenz zu Knoblauch entstehen lassen! Auch hat Knoblauch keine negativen Nebenwirkungen wie die meisten Antibiotika, ist also insbesondere für chronische Infekte perfekt geeignet.

Einige Erreger, die in Laboren erfolgreich mit Knoblauchsaft und andere Knoblauchderivate getötet wurden, sind:

  • Salmonellen
  • Proteus
  • Shigella
  • Coliforme Bakterien

Antimykotikum. Bei Pilzinfekten wie Kandidose wirkt Knoblauch – in hohen Dosen von mehreren Zehen täglich – laut Dr. Fulder auch, wobei er empfiehlt, Knoblauch zusammen mit einer Fastenkur zu verbinden. Bei Tieren wurden schon erfolgreich einige Candida-Erkrankungen durch das Einbeziehen von Knoblauch in der Ernährung geheilt.

In Laboren hat man die antimykotische Wirkung bestätigt bei:

  • Gießkannenschimmel
  • Cryptococcus
  • Penicillium
  • Microspora
  • Candida (Interessant: Eine halbe Stunde nach der Einnahme des Saftes von 10g Knoblauch ist Blutplasma in der Lage, Candida zu töten. Diese Wirkung erstreckte sich jedoch nicht auf das Urin.)
  • Histoplasma

Spannendes aus der Praxis: Ein lobenswerter australischer Arzt hat eine Dermatophytose bei einem Familienmitglied als Chance gesehen und einen Arm mit Knoblauch behandelt, den anderen mit einem herkömmlichen Antimykotikum. Der mit Knoblauch behandelt Arm heilte in 10 Tagen, der andere in 20 Tagen! Das Ergebnis wurde im Medical Journal of Australia veröffentlicht.

Gegen Würmern und anderen Parasiten. Auch hinsichtlich Würmern und Parasiten hat man die Wirkungen von Knoblauch bestätigen können.

Senkung von Blutzucker. Knoblauch hilft dabei, den Blutzucker zu senken, indem es den Ausstoß von Insulin fördert. Blutzuckersenkungen von bis zu 20% wurden festgestellt.

Krebs. Zahlreiche Tierversuche belegen die Wirksamkeit von Knoblauchsubstanzen gegen Krebs, wobei eher als vorbeugende Maßnahme und nicht als Heilung.

Entgiftung. Die Schwefelverbindungen wirken auch bei der Entgiftung von Schwermetallen.

Knoblauch – wie zu sich nehmen?

Weil Knoblauch seine Wirkungen nur einige Stunden lang im Körper entfaltet, empfiehlt es sich, ihn mindestens morgens und abends zu sich zu nehmen. Als vorbeugendes Mittel reicht eine Zehe täglich aus. Für therapeutische Zwecke sollte man ein paar Zehen mehr zu sich nehmen und bei schwierigen Fällen wird man die Dosis auf eine ganze Knolle erhöhen wollen.

In seinem Buch berichtet Dr. Fulder über verschiedene Zubereitungs- und Einnahmeweisen wie frischer Knoblauch, gebratener Knoblauch, Knoblauchöl, -saft und -syrup, sowie Knoblauchkapseln, etc., und deren Effektivität. Aus Urheberrechtsgründen kann ich nicht alles einzeln auflisten, aber frischer Knoblauch ist wohl am effektivsten. Das gilt insbesondere für seine Wirkung als Antibiotikum und -mykotikum. Pillen mit getrocknetem Knoblauchpulver können wirksam sein; wie so oft kommt es auf die Qualität der Ware an.

Schließlich möchte ich noch auf diesen Beitrag verweisen. Dort hat Leser Tim angemerkt:

Eine andere Möglichkeit, reichlich Knoblauch zu essen, ohne das Sozialleben zu beeinträchtigen ist die Kombination mit Ingwer oder Zitronenschale.
In der indischen Küche ist es üblich, Knoblauch in Kombination mit Ingwer zu benutzen. Dazu werden in einem Mörser Ingwer und Knoblach zu etwas gleichen Mengen mit etwas groben Salz zu einer Paste zerstoßen. Diese hält sich in einem Glas im Kühlschrank aufbewahrt Tage- oder sogar Wochenlang (abhängig vom Salzgehalt) und dient zum Würzen vieler verschiedener Currys. Die im Ingwer enthaltenen Gingerole neutralisieren dabei jeden unangenehmen Knoblauchgeruch.
Einen ähnlich neutralisierenden Effekt hat das äthetische Öl der Zitronenschale. Knoblauch zusammen mit (unbehandelter) Zitronenschale gehackt, ergibt zusammen mit Rosmarin, Weißwein und Olivenöl herrlich aromatische Ofengerichte italienischer Art, die ebenfalls ohne Nachwirkungen sind.

Ich habe die Rezepte leicht abgewandelt probiert und kann sie beide jedem ans Herz legen!

Fazit

Knoblauch ist eine wahre Wunderpflanze. Ich „wusste“ zwar von den medizinischen Wirkungen des Knoblauchs, aber nur wie man das vom Hörensagen kennt: Knoblauch ist gut gegen Parasiten und bei Erkältungen, usw. Aber erst nach Lektüre des Buchs wurde mir bewusst, in welchem unglaublichen Ausmaß Knoblauch wirksam ist. Meiner Oma habe ich schon drei Zehen täglich verschrieben, und auch ich greife nun umso bewusster zum Knobi.

  1. Siehe jedoch auch hier und hier für eine gegenteilige Meinung zu Allicin.

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