Ingwer und das Verdauungssystem

Ingwer (Zingiber officinale Roscoe). Bild aus „Köhlers Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen und kurz erläuterndem Texte“ von 1887.

In diesem Beitrag möchte ich Dir einige der interessantesten Wirkungen des Ingwers auf die Verdauung vorstellen.

Die Informationen entstammen dem englisch-sprachigen Buch The Ginger Book von Stephen Fulder, Ph.D. Eine deutsch-sprachige Ausgabe des Buches ist ebenfalls erhältlich.

Das Buch ist eine wahre Schatztruhe zum Thema Ingwer und seine Wirkungen, seine Wirkungsweise und seine Geschichte. Ich empfehle es jedem, der mehr über Ingwer lernen möchte.

Der Autor Stephen Fulder erhielt seinen Master-Abschluss in Biochemie von der englischen Oxford University und seinen Doktor vom National Institute for Medical Research in London. Seit mehr als 30 Jahren forscht er über die medizinische Wirkung von Pflanzen sowie alternative Heilmethoden – aber stets auf wissenschaftlicher Basis. Würde er dabei erwähnte Studien direkt zitieren, wäre das Buch perfekt. So finden sich nur am Ende des Buches allgemeine Literaturhinweise. Leider ist dadurch nicht immer klar, welche Studie nun beispielsweise auf Seite 23 zitiert wurde.

Sprachlich und inhaltlich ist sein Buch eine Mischung aus “westlicher” Wissenschaft und östlichen Heillehren. Damit meine ich, dass er beispielsweise über die wärmende Wirkung des Ingwers spricht. Gleichzeitig erklärt er, dass die wärmende Wirkung daher kommt, weil Ingwer die Durchblutung fördert.

Ingwer und Dein Verdauungssystem. Einer der bekanntesten Wirkungen des Ingwers ist seine Wirkung auf die Verdauung. Ingwer wird seit jeher für die Behandlung von Unwohlsein und Übelkeit, zur Stärkung einer schwachen Verdauung und als Hilfe bei der Aufnahme von Nährstoffen und Medikamenten durch den Körper. 1

Ingwer und Unwohlsein, Übelkeit und Reisekrankheit. 1985 hat die dänische Marine 80 Kadetten auf ein Ausbildungsschiff verfrachtet, dass in Richtung Skagerrak fuhr. Zweck dieser Fahrt war es, stürmische Gewässer aufzusuchen und ein Mittel gegen Seekrankheit zu testen. Tatsächlich wurden 2/3 der Kadetten bei den hohen Wellen seekrank. 40 Kadetten bekamen Placebopillen mit Zuckerinhalt, 40 bekamen Pillen gefüllt mit Ingwerpulver. Die Auswertung der Ergebnisse hat gezeigt, dass die Kadetten, die Ingwer bekommen hatten im Vergleich zur Plazebogruppe weit weniger Symptome bekamen. Zum Teil wurden die Symptome sogar halbiert und die Wirkung hielt für mindestens 4 Stunden an. 2

Aber das ist nicht alles. Getrockneter Ingwer wirkt auch besser als das Medikament Dimenhydrinat, welches oft zur Vorbeugung und Behandlung der Reisekrankheit verwendet wird. An der Brigham Young Universität in den USA wurde die Wirksamkeit von Dimenydrinat und Ingwer verglichen. 36 arme Studenten durften in einem Stuhl Platz nehmen, der sich nicht nur drehte, sondern sich gleichzeitig hob und senkte. Und das geplante sechs Minuten lang.

Zwölf der Studenten bekamen zuvor Dimenhydrinat, zwölf bekamen ein Placebo und zwölf bekamen etwas weniger als 1g getrockneter Ingwer. Den Studenten war nicht bekannt, was sie bekamen, noch überhaupt wozu die Studie diente. Keiner der Studenten, die das Placebo bekamen, konnte die volle sechs Minuten aushalten. Alle fühlten sich übel. Auf einer subjektiven Skala wurden ihre Symptome mit 900 bewertet. Die Studenten, die Dimenhydrinat bekamen, konnten vier Minuten im Stuhl bleiben. Ihre Symptome lagen nach den vier Minuten bei 550. Und wie erging es der Ingwer-Gruppe? Richtig geraten! Nur sie konnte die vollen 6 Minuten aushalten. Kein Wunder, denn ihre Symptome wurden mit nur 200 bewertet. 3

Zahlreiche andere Studien haben die gleichen Ergebnisse hervorgebracht. Zudem hat Ingwer keiner der Nebenwirkungen, die die meisten herkömmlichen Medikamente gegen Reisekrankheit haben, also Trägheit und Schläfrigkeit.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Ingwer wirkt!

Zur Vorbeugung der Reisekrankheit empfiehlt sich daher 30 Minuten vor Reisebeginn die Einnahme von 1g getrockneter Ingwer. 4

Ingwer gegen Schwangerschaftsübelkeit und Nebenwirkungen von Medikamenten. Ingwer wird auch zur Behandlung der Schwangerschaftsübelkeit und von Nebenwirkungen von Medikamenten empfohlen. Gemäß einer Studie im European Journal of Obstetrics and Gynaecology aus dem Jahre 1991 vermindert die tägliche Einnahme von 1g gemahlener Ingwer die Symptome der Schwangerschaftsübelkeit stark, zum Teil werden die Symptome sogar gänzlich beseitigt.

Andere Studien berichten über die Wirkung des Ingwers, Übelkeit auf Grund von Medikamenten zu bekämpfen. 5

Wo haben wir das her?

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  1. Siehe S. 25 ff. Seitenangaben beziehen sich stets auf die englisch-sprachige Ausgabe des Buches.
  2. Siehe S. 34
  3. Siehe S. 34 f.
  4. Siehe S. 35 f.
  5. Siehe S. 36 ff.

2 Gedanken zu „Ingwer und das Verdauungssystem“

  1. Sie verweisen in ihrem Artikel auf verschiedene Studien – u.a. bzgl. Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit. Können sie bitte anführen um welche Studien es sich genau handelt?

    Antworten
    • Das ist leider eine der Schwächen des Buches. Studien werden nicht direkt zitiert, sondern befinden sich in einem eigenen Kapitel mit allgemeinen Literaturhinweisen. Dadurch ist nicht immer klar, welche Studie nun beispielsweise auf Seite 23 zitiert wurde. Ich habe den Beitrag aktualisiert, damit das deutlich wird.

      Wie dem auch sei, bei den Literaturhinweisen werden folgende Studien bezüglich der Wirkung von Ingwer gegen Übelkeit aufgeführt:

      Al-Yahya, M. A., et al. „Gastroprotective Activity of ginger Zingiber officinale Rosc., in Rats.“ American Journal of Chinese Medicine 17:51-56 (1989).

      Bone, M. E., et al. „Ginger in Postoperative Nausea and Vomiting.“ Anaesthesia 45:669-671 (1990).

      Fischer-Rasmussen, W., et al. „Ginger Treatment of Hyperemisis Gravidarum.“ European Journal of Obstetrics, Gynecology and Reproductive Biology 38:19-24 (1991).

      Grontved, A. and E. Hentzer. „Vertigo-Reducing Effects of Ginger Root.“ Journal of Oto-Rhino-Laryngology 48:282-286 (1986).

      Mowrey, D. B., and D. E. Claysion. „Motion Sickness, Ginger and Psychophysics.“ Lancet 1:655-657 (1982).

      Phillips, S., et al. „Zingiber officinale (Ginger): An Antiemetic for Day Case Surgery.“ Anaesthesia 48:715-717 (1993).

      Online konnte ich noch finden:

      Grontved, A., et al. „Ginger root against seasickness. A controlled trial on the open sea.“ Acta Otolaryngol 105(1-2):45-9 (1988).

      Eine Suche bei PubMed.gov liefert auch einige interessante Studien.

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