Liebe Leser, ich komme gerade vom Joggen und ich möchte Euch sagen: 1) Holt Euch das Buch Essbare Wildpflanzen von Steffen Guido Fleischhauer. 2) Raus in die ländliche und städtische Natur!
Es ist nämlich so: Ich war joggen und ich hörte, dass von einem Baum ein paar Meter vor mir etwas ständig auf dem Gehweg herunter regnet. Zu meinem Erstaunen waren es Bucheckern. Bucheckern habe ich das erste Mal vor ein paar Jahren kennengelernt. Ich war mit meiner Freundin in einem Buchenwald spazieren und sie zeigte mir die Bucheckern und erzählte, dass sie sie als Kind mit ihrer Familie immer gesammelt und gegessen hat. Wie ich so bin musste ich gleich eine probieren. Ich liebe frische (also nicht getrocknete) Nüsse und war gespannt, wie die Bucheckern schmecken würden. Und ich war begeistert. Leider war es schon recht spät in der Saison und deswegen war es schwierig, welche zu finden. Die meisten waren schon leer oder verfault. Seitdem war ich irgendwie nie zur richtigen Zeit am richtigen Ort, um wieder welche zu essen. Entsprechend begeistert war ich, als ich heute völlig unverhofft die Buche mit reifen Bucheckern entdeckte! Ich hielt gleich an und fing an zu knabbern. Einige Spaziergänger sind an mir vorbei gelaufen, aber kein einziger hat die Bucheckern beachtet — sondern nur mich, wie ich in der Hocke welche sammelte. Ich habe meine Hosentasche mit Bucheckern gefüllt und bin knabbernd und glücklich nach Hause gegangen. Und weil ich so glücklich mit dem Fund bin und schon länger mal einen Bericht über essbare Wildpflanzen schreiben wollte, habe ich mich gleich an den Schreibtisch gesetzt und tippe nun diese Zeilen, damit der Beitrag raus geht, bevor der Winter da ist und die Natur nicht mehr ganz so großzügig mit ihren Gaben ist.
Essbare Wildpflanzen.
Zur Zeit ist viel draußen zu holen und immer wenn ich spazieren bin, freue ich mich auf die Knabbereien, die ich unterwegs entdecke. Das Sammeln beim Laufen macht Spaß und gesund ist es auch noch. Die letzten Wochen habe ich sehr viele Haselnüsse und Brombeeren (mittlerweile ist die Saison leider schon so gut wie vorbei) gegessen, aber auch Walnüsse, Sanddorn und die Blätter und Früchte des eingriffligen Weißdorns (sehr häufig anzutreffen; die Blätter eignen sich sehr gut zur Neutralisierung des Gaumens nach Brombeeren). Es gibt eine Menge, auch in den Städten. Man muss nur wissen, was es alles gibt. Weil mein Wissen in der Hinsicht leider recht bescheiden ist, habe ich mir Anfang des Jahres auf Empfehlung einer Freundin das Buch Essbare Wildpflanzen von Steffen Guido Fleischhauer geholt, um nicht auf meine Oma als Pflanzenlexikon angewiesen zu sein. Ich habe Bilder von ein paar meiner ersten Entdeckungen gemacht. Leider habe ich meine Geschmacksnotizen nicht mehr, sodass ich nur wenig zum Geschmack schreiben kann. Versehentlich habe ich das Notizbuch weggeworfen! 🙁 Aber nun zu den Bildern.
Wald-Sauerklee.
Die Blätter sind wirklich sauer, aber auf eine sehr leckere und angenehme Art und Weise. Und bei solchen Wiesen kann man nur schwerlich widerstehen!
Die Blüte ist auch sehr lecker; süßlich, wenn ich mich richtig erinnere (wie die meisten Blüten, die ich probiert habe).
Gewöhnliches Scharbockskraut.
Ein leicht sauerscharfer Geschmack. Die Wurzeln sind wohl nussig, aber die habe ich noch nicht probiert.
Gewöhnlicher Gundermann.
Laut Buch herb-aromatisch. Das kann sein. Ich weiß aber noch, dass die Blüte leicht süß war.
Gefleckte Taubnessel.
Wohl feinwürzig-pilzig. Ich weiß es nicht mehr.
Irgendeine Kirschart.
Süßlich-würzig!
Das Buch: Essbare Wildpflanzen von Steffen Guido Fleischhauer.
Das Buch hat 247 Seiten und hilft bei der Bestimmung von 200 Arten. Schön ist, dass nicht nur die Bestimmung ermöglicht wird, sondern gleich auch Informationen zu wo die Pflanze wächst, die Verwendung in der Küche, Inhaltsstoffe sowie Heilwirkungen mitgeteilt werden. Soweit so gut. Aber wie bewährt sich das Buch in der Praxis für den völlig Planlosen? Das finde ich immer als besondere Schwierigkeit. Kennt man sich etwas aus und hat eine Vermutung, wie die Pflanze heißt, kann man im Index nachschauen und sich Gewissheit schaffen. Wenn man allerdings überhaupt keine Idee hat, will man auch nicht jede Seite des Buches durchblättern. Das wird nämlich schnell sehr anstrengend und vertreibt einem die Lust am Lernen.
Der Autor hat die Pflanzen nach Blätterform geordnet. Gleich vorne auf der Klappe sind 17 Blätterformen aufgezeichnet und die entsprechenden Seitenzahlen. Der Autor schreibt:
Für ein schnelle und einfache Bestimmung sind die Pflanzen in diesem Buch nach den Umrissen ihrer Blätter sortiert. (…) Bei den Pflanzenporträts finden Sie im senkrechten Farbbalken oben links bzw. oben rechts jeweils eine Skizze der Flattform der Pflanze, deren Beschreibung auf der betreffenden Seite beginnt.
Die Idee ist gut und sie funktioniert auch – meistens. Manchmal habe ich eine Pflanze in einem anderen Abteil vermutet, aber meist hat es geklappt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Pflanze in dem Buch ist, aber bei 200 Arten stehen die Chancen recht gut. Ich hatte schon ein paar Pflanzen, die ich nicht in dem Buch finden konnte, aber vielleicht waren es auch keine essbaren Pflanzen.
Stichwort „essbare Pflanzen“. Hinten in dem Buch werden einige giftige Pflanzen porträtiert, bei denen eine Verwechslungsgefahr besteht. Das ist sehr gut. Gleich am ersten Tag mit dem Buch habe ich den giftigen gefleckten Aronstab zu erkennen gelernt, der mit Bär-Lauch eine gewisse Ähnlichkeit vorweist.
Auch die Bilder sind meistens gut und hilfreich. Manchmal sind sie aber meines Erachtens nicht ausreichend, um die Pflanze wirklich zu bestimmen, wenn man weiter kein Wissen über sie hat. Ein Beispiel: Das Foto von Gemüse-Spargel (Seite 26) ist keine Nahaufnahme. Zwar ist, wie bei vielen anderen Pflanzen, noch eine schwarz-weiß Skizze der wichtigsten Pflanzenteile samt Beschreibung dabei, aber manchmal reicht das nicht aus. So z.B. bei den Kirschen. Oben ist ja ein Foto einer Kirschblüte. Ich konnte und kann nicht sagen, welche Art Kirsche das war. Andererseits habe ich noch kein einziges Pflanzenbestimmungsbuch gefunden, das in der Hinsicht perfekt ist. Vermutlich wären die Bücher zu dick.
Auch wenn das Buch in der Hinsicht nicht perfekt ist, bin ich glücklich damit. Auch die Rezensionen bei Amazon sind weit überwiegend positiv. Von 50 Stück vergeben 39 volle 5 Sterne und 8 vier Sterne. Es ist auch nicht so dick, dass man es nur schwer mit sich mitnehmen kann, aber trotzdem umfassend und detailliert genug, dass man es gerne beim Spazieren dabei hat. Und es ist erstaunlich, wie das Auge nach einer Weile sofort die nun bekannten Pflanzen erkennt. Echte Jäger-und-Sammler müssen mit völlig anderen Augen durch die Welt gehen. Ich erinnere mich noch an eine Folge einer Ray Mears-Serie. Er lief im afrikanischen Busch mit einem Einheimischen. Dieser zeigte unentwegt auf die verschiedenen Pflanzen und wofür man sie alles verwenden könne. Beeindruckend und beneidenswert.
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Danke für die Rezension. Ich werde gleich mal einen Blick reinwerfen.
Da habe ich gleich mal mein altes Unkraut-Kochbuch rausgekramt:
Gaupe/Koller „Delikatessen aus Unkräutern – Das Wildpflanzen-Kochbuch“
Dort finden sich auch brauchbare Beschreibungen und recht viele Rezepte ohne Mehl oder Zucker.
Das klingt auch interessant, danke! Es ist schon erstaunlich, was man alles am Wegerand findet. Bei Essbare Wildpflanzen sind keine wirklichen Rezepte drin, nur Anregungen, zB beim Wald-Ziest die Stengel als Pfannengemüse zu verwenden.
Noch mal ich…
Mein Papa ist ein Kriegskind und hat von seiner Urgroßmutter, die eine halbe Kräuterhexe war, gelernt, was man alles an wilden Sachen essen kann. Und erfreulicher Weise hat er mir sein Wissen weiter vermittel.
Meinen Sohn konnte ich dafür zwar nie begeistern, aber meine Tochter liebt es, sich mit meiner Anleitung durch den Wald zu futtern. Hier in Nordhessen im Habichtswald gibt es auch Massen an Buchen und Bucheckern. Auch alles anderen, z.B. die Taubnesselblüten und den Sauerklee mag sie sehr.
Wir sammeln auch immer ein Säckchen voll Bucheckern als Futter für die Vögel im Garten – aber mehr so als Lockspeise, genau wie Haselnüsse für die Eichhörnchen und Eicheln für den Eichelhäher.
Dein Wissen ist goldwert! Wie schön, dass Du es auch an die nächste Generation weitergeben kannst. Ich finde, dass man mit ganz anderen Augen durch die Natur geht, wenn man ein gewisses Hintergrund wissen hat (und mein Wissen ist leider recht bescheiden).
In Nordhessen kann ich übrigens für alle Kräuterfreunde das folgende Restaurant in Kelze empfehlen: http://www.zum-jean-bonnet.de/