Triggerpunkte (englisch: Trigger Points) sind eine der beeindruckendsten Entdeckungen, die ich in den letzten Jahre gemacht habe.
Meine Bekannte Ina hatte über längere Zeit starke Schmerzen im rechten Arm. Die Schmerzen fingen im Schulterbereich an und wanderten runter bis in den kleinen Finger. Nachts konnte sie vor Schmerzen oft nicht schlafen, tagsüber konnte sie ihren Arm kaum bewegen. Ans Arbeiten war nicht zu denken.
Wir waren bei mehreren Ärzten. Alle haben eine Entzündung der Muskulatur diagnostiziert, und Schmerzmittel und Ruhe verschrieben. Einen Grund für die Entzündung konnten sie nicht liefern. Wir haben allerdings bemerkt, dass die Schmerzen schlimmer wurden, wenn sie am PC saß, vermutlich wegen der Haltung.
Zur gleichen Zeit hatte ich zufällig über ART – Active Release Therapy – gelesen. ART ist im Grunde eine gezielte Tiefenmassage der Weichgewebe (die sogenannte soft tissue auf Englisch), um Verspannungen im Muskelgeweben zu beseitigen. Verspannungen, die alle möglichen Haltungsschäden und Schmerzen verursachen können.
Bei uns in der Nähe gab es jedoch keinen praktizierenden ARTisten. Schade. Bei weiteren Nachforschungen habe ich jedoch Trigger Points und das Buch The Trigger Point Therapy Workbook entdeckt (mittlerweile auch auf deutsch erhältlich). Klingt interessant, dachte ich mir. In der örtlichen Bibliothek war das Buch vorhanden. Wir sind gleich in die Bibliothek gefahren und ich habe es ausgeliehen. Schon im Bus auf dem Heimweg habe ich angefangen zu lesen.
Der Autor Clair Davies, ein bekannter Klaviermechaniker, litt lange Zeit an Schultersteife und konnte seiner Arbeit nicht mehr nachgehen. Von einem Masseur lernte er über Triggerpunkte, wodurch er seine Schultersteife vollständig heilen konnte. Begeistert von seinem Erfolg beschäftigte er sich mehr mit Triggerpunkten. Nach einer Ausbildung zum Masseur und das Heilen von vielen Schmerzgeplagten hat er schließlich das Buch geschrieben.
Triggerpunkte sind im Grunde kleine Krämpfe auf der Ebene der Muskelfasern. Diese Verknotungen können von Überanstrengung, einer falschen Haltung oder auch Verletzungen kommen. Sind sie mal da, bleiben sie auch meist da. Die ständigen Schmerzen im Schulterbereich seit Deinem Rekord im Bankdrücken letztes Jahr? Die könnten an einem Triggerpunkt liegen.
Zum Glück kann man die Verspannungen mit gezielter Massage beseitigen.
The Trigger Point Therapy Workbook ist eine Anleitung für die Selbstbehandlung, wobei einige Punkte viel besser von einem Dritten bearbeitet werden können. Das Buch basiert nicht nur auf Davies Ausbildung und persönlichen Erfahrungen, sondern auch auf dem grundlegenden Werk Myofascial Pain and Dysfunction: The Trigger Point Manual der Ärztin Janet G. Travell, die 1961 zum Leibarzt John F. Kennedys wegen ihres Erfolges bei der Behandlung seiner Rückenschmerzen wurde.
Obwohl Band 1 des Werkes schon 1983 veröffentlicht wurde, sind meist nur Fachärzte für physikalische und rehabilitative Medizin mit Triggerpunkten sehr vertraut.
Das Buch von Davies ist nach einem Vorwort und einer Einführung nach Schmerzgegenden unterteilt. Zu jedem Schmerzpunkt werden mehrere Muskelpartien aufgelistet, in denen Triggerpunkte vorliegen können. Hat man beispielsweise Schmerzen im Unterarm, kann das von Triggerpunkten im Unterarm oder auch im Schulterbereich kommen. Schmerzen im Knie können von Triggerpunkten im Oberschenkel kommen. Dieses örtliche Auseinanderfallen von Schmerzen und Ursache ist häufig vorzufinden. Referred Pain heißt das auf Englisch, also weitergeleiteter Schmerz.
Davies beschreibt in Detail, wie man die jeweiligen Muskeln findet und die entsprechenden Triggerpunkte lokalisiert und massiert. Erstaunlicherweise stimmen im Übrigen viele Akupunkturpunkte mit Triggerpunkten überein. Davies vermutet, dass darin der Erfolg von Akupunktur zu finden ist – mit der Nadel erwischt man die Triggerpunkte, diese lösen sich dadurch auf und der Schmerz verschwindet.
Ein Wort der Warnung vorab: das Massieren der Punkte kann unheimlich weh tun! Andererseits weiß man dadurch immer, wann man einen Punkt gefunden hat.
Inas Triggerpunkttherapie
Und so war es auch bei Ina und mir. Für ihre Schmerzen kamen um die drei Muskeln in Frage. Nacheinander suchte ich die Muskeln nach Triggerpunkten ab. Dank der Schmerzen habe ich auch gleich bemerkt, wann ich sie gefunden hatte. Mit der Zeit lernte ich auch, die kleinen Verknotungen der Muskelfasern zu fühlen. Zwar nicht immer, aber doch recht oft.
Davies schreibt, dass bei Schmerzen manchmal mehrere Triggerpunkte eine Rolle spielen können. Oft hat man auch welche, die sich jedoch nicht weiter auswirken.
Bei Ina war ein Triggerpunkt besonders relevant. Als ich ihn gefunden hatte, waren die Schmerzen durch das Massieren am Größten, aber gleichzeitig verschwand der Schmerz im Unterarm. Zum ersten Mal seit Wochen war Ina komplett schmerzfrei.
Nach einer halben Stunde kamen zwar die Schmerzen wieder, aber sie waren weitaus milder. Alle paar Stunden habe ich Ina massiert und nach drei Tagen war sie komplett schmerzfrei. Einfach beeindruckend.
Eine weitere Erfolgsgeschichte
Ein anderes Mal hatte ich nach einer harten Stunde beim Gewichteheben tagelang schlimme Nackenschmerzen. Ich konnte meinen Kopf kaum drehen. Nach oben zu schauen war ebenso unmöglich. Es fühlte sich an, als ob die Schmerzen in der Wirbelsäule waren. Ich dachte, dass ein Wirbel vielleicht verkantet war. Schließlich war es so schlimm, dass ich zum Physiotherapeuten ging. Er untersuchte meine Wirbelsäule, fand angeblich einige Probleme und renkte mich in chiropraktischer Manier wieder ein. Meine Wirbelsäule machte ein paar Mal laut „plop“, aber die Schmerzen waren immer noch da. Ehrlich gesagt wurden sie noch schlimmer. Der Arzt meinte, dass sei normal und dass es ein paar Tage dauern könne, bis es mir besser ginge.
Ich blieb skeptisch und überlegte, was ich machen könnte. Bei einer Suche nach Triggerpunkten entdeckte ich zwei im Nackenbereich, direkt beim Übergang Nacken-Schädel. Gleich nach dem Bearbeiten waren meine Nackenschmerzen weg. Ich konnte meinen Kopf wieder problemlos drehen. Die ganze Zeit über kamen die Nackenschmerzen also von Triggerpunkten und nicht von verkanteten Wirbeln.
Ich bin nun schon lange ein begeisterter Jünger der Triggerpunkttherapie und empfehle jedem das Buch, der sich für die Selbst- und Freundesbehandlung von Schmerzen interessiert. Zum Teil wird vermutet, dass bis zu 75% der gemeinen Schmerzen von Triggerpunkten verursacht werden.
Ein kleiner Selbsttest
Triggerpunkte sind leicht zu finden. Arbeitest Du oft am Schreibtisch, sitzt Du lange vor Deinem PC? Dann lass uns einen kleinen Selbsttest durchführen.
- Greife mit Deiner rechten Hand Deinen linker Trapeziusmuskel, oben beim Übergang Schulter-/ Nackenbereich. Wenn der Muskel sich fleischig anfühlt, hast Du die richtige Stelle erwischt.
- Massiere nun den Trapezius zwischen Daumen und Finger und wandere dabei mit Deiner Hand rauf und runter. Übe ruhig Druck aus. Falls Du eine besonders schmerzhafte Stelle findest, hast Du Deinen ersten Triggerpunkt entdeckt! Ich tippe darauf, dass der Triggerpunkt auf der dominanten Seite sein wird, d.h. für Rechtshänder rechts und für Linkshänder links.
Manchmal ist sogar fast die gesamte Länge des Trapezius schmerzhaft. Einfach einige Tage lang alle 5 bis 6 Stunden für 30 Sekunden massieren und die Triggerpunkte – und damit die Schmerzen – sollten verschwinden.
Wo haben wir das her?
- The Trigger Point Therapy Workbook von Davies (2nd ed), auch auf deutsch erhältlich.
[Versandkostenfrei bestellen kann man das Buch im Übrigen bei Amazon.de. Bestellst Du über den Link, hilfst Du uns, diese Seite zu führen. Dafür sagen wir vielen Dank!]
Zusammenfassung
- Triggerpunkte sind kleine Muskelverhärtungen, die Schmerzen im Körper verursachen.
- Schmerzen und Triggerpunkte stimmen nicht immer örtlich überein.
- Die Behandlung von Triggerpunkten ist erstaunlich erfolgreich – jeder sollte sich damit auseinandersetzen.
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Hallo, ich möchte mich sehr herzlich für diese Seite bedanken!
Ich habe mir das Buch sofort bestellt, da ich seit Jahren unter Muskelschmerzen überall im Körper leide.
Habe mit der Massage am Fuß begonnen und bin einfach nur glücklich!
Vielen Dank und liebe Grüße
Susanne S.
Dafür ist die Seite da! Vielen Dank und weiterhin gute Besserung, Susanne!