Der Ackerbau ist raubtierhaft: was er frisst sind Ökosysteme, und er verschluckt sie ganz.1
Das Zitat entstammt dem Buch The Vegetarian Myth von Lierre Keith. Die Autorin lebte fast 20 Jahre lang vegan, bis sie schließlich, gesundheitlich am Boden, erkannte, dass Veganismus eine fehlgeleitete Ideologie ist, egal ob aus moralischen, politischen oder gesundheitlichen Gründen praktiziert. Das Zitat ist ein Argument gegen den ethischen Vegetarismus.
The Vegetarian Myth dokumentiert mit einer wahrhaft ausufernden Leidenschaft und Energie Keiths Leidensweg als Veganerin und ihr schließliches Erwachen als Omnivor und legt überzeugend und wohl recherchiert dar, wieso der Veganismus und der Vegetarismus2 weder aus ethischen (wegen der Tiere), politischen (wegen der hungernden Menschen) noch gesundheitlichen Gesichtspunkten Sinn ergeben. Man sollte sich jedoch bewusst sein, dass das Buch zugleich ein politisches Manifest für Feminismus, gegen die Lebensmittelindustrie und gegen gewisse Formen der Zivilisation darstellt und sich entsprechend liest. Manche werden diese Aspekte ausblenden wollen, andere nicht.
In diesem Beitrag möchte ich einige der Hauptpunkte gegen eine vegetarische bzw. vegane Lebensweise aufführen. Manche Argumente müssen sich als solche gegen den Ackerbau als Monokultur verstehen, ebenso wie viele Argumente gegen die Nutztierhaltung nur passend sind, wenn man sie gegen die industrielle Fabriktierhaltung richtet.
Vegetarismus aus ethischen Gründen
Das ethische bzw. moralische Argument besagt, dass Vegetarismus eine Maßnahme gegen das unnötige Leiden von Tieren ist. Wie mir eine Freundin neulich schrieb: „[J]eder Mensch, der Fleisch isst, trägt dazu bei, das Leid von Tieren zu vermehren.“
In manchen Ländern ist ausbeuterische Kinderarbeit in Kleidungsfabriken eine traurige Realität. Trotzdem wird jeder zustimmen, dass der folgende Satz nicht haltbar ist: „Jeder Mensch, der Kleidung trägt, trägt dazu bei, das Leid von Kindern zu vermehren.“
Ich verstehe voll und ganz, dass man nach dem Anschauen von Film-Dokumentationen über die Fabrikhaltung von Tieren geneigt ist, dem Fleisch ganz abzusagen. Aber Tierhaltung ist nicht gleich Tierhaltung und die Weidehaltung kann nicht mit der Fabrikhaltung von Tieren gleichgesetzt werden.
Zudem stellt sich die Frage, wo man die Grenze ziehen will. Was ist mit dem reichen und lebenswichtigen Mutterboden, der durch den industriellen Ackerbau zerstört wird? In einem Quadratmeter können bis zu 1000 verschiedene Tierspezien leben.3 Nicht einzelne Tiere. Spezien.
Gut, viele Personen werden Fadenwürmer und ähnliches Kleingetier nicht mit einer Kuh gleichsetzen. Das tue ich auch nicht, aber der Mutterboden ist auch wichtig für die Ökologie im Ganzen. Und was ist mit den unzähligen Mäusen, die bei jeder maschinellen Ernte zu Tode kommen? Mehr noch, was ist mit der langsamen aber stetigen Ausrottung von zahlreichen Vögeln und Fischen, von Hasen und Feldhamstern, von Wölfen, Bären und Großkatzen, weil ihr Lebensraum im Namen des Ackerbaus zerstört wird?
Der Ackerbau ist raubtierhaft: was er frisst sind Ökosysteme, und er verschluckt sie ganz.
Wie wahr.
Und wer ist sich alles bewusst, dass organische Dünger oft Schlachtabfälle enthalten? Welcher ethischer Vegetarier handelt konsequent und kauft nur Gemüse, das ausschließlich mit „tierfreundlichem Dünger“ angebaut wurde? Denn indirekt ist der Konsum von industriellem Gemüse in der Hinsicht nichts anderes als der Konsum von Fleisch. Die Liste könnte man noch lange fortsetzen. Leder. Kosmetika. Medikamente.
Wir sind ein Teil der Natur. Genauso wie man dem Löwen die Tötung einer Gazelle nicht absprechen kann, kann man dem Menschen (wenn dieser sich natürlich ernähren will), die Tötung von Tieren nicht absprechen. Was wir dem Menschen wegen seines Intellekts und seiner Fähigkeiten absprechen können ist jedoch, Tiere unnötig leiden zu lassen.
Für mich ist die Lösung des ethischen Problems daher in der Weidehaltung und einer Schlachtung zu sehen, die dem Tier so wenig wie möglich Angst und Schmerzen verursacht.
Vegetarismus aus politischen Gründen
Damit meine ich Aussagen wie:
- Ackerbau produziert, Quadratmeter für Quadratmeter, mehr Nahrung als Viehhaltung.
- Vieh frisst Futter, welches besser hungernden Menschen zu Gute käme.
Daher, so das Argument, sei Vegetarismus ein Beitrag gegen den Welthunger. Abgesehen davon, dass eine niedrigere Weltbevölkerung weniger Nahrung benötigen würde, können die Aussagen so nicht hingenommen werden.
Aussage 2. ist völlig irrelevant, wenn man Tiere weiden lässt. Denn dann fressen sie Gras und nicht Getreide. Das ist nicht nur für das Tier gesünder, sondern auch für den Menschen. Fleisch von Weidetieren hat weitaus höhere Konzentrationen an Omega-3-Fettsäuren und anderen Nährstoffen als Fleisch von Tieren, die Getreide oder Kraftfutter bekommen.4
Zu Aussage 1. führt Keith an,5 dass gemäß der britischen Gruppe Vegfam 10 Morgen Land 60 Personen mit Soja ernähren könnten, 24 mit Weizen, 10 mit Mais und lediglich 2 mit Rindern. Langfristig laugt ein solcher Ackerbau jedoch den Boden aus. Zudem kann sich ein Mensch nicht ausschließlich von Soja, Weizen oder Mais ernähren. Schließlich, und das ist wohl der Knackpunkt, können 10 Morgen Land bei einer nachhaltigen Landwirtschaft liefern:
- 3000 Eier
- 1000 Fleischhühner
- 80 Suppenhühner
- 2000 Pfund Rindfleisch
- 2500 Pfund Schweinefleisch
- 100 Truthähne
- 50 Hasen
Diese Mengen werden jährlich von der Polyface Farm pro 10 Morgen produziert. Keith rechnet vor, dass das für 9 Personen ausreichen sollte. Der Vollständigkeit halber muss jedoch angemerkt werden, dass 10 Morgen Land von 45 Morgen Wald benachbart werden, die für das Funktionieren der nachhaltigen Landwirtschaft notwendig sind.6 Daher ist ein Vergleich Quadratmeter für Quadratmeter nicht so einfach – und das weder für die eine Seite, noch für die andere. Trotzdem muss bedacht werden, dass eine nachhaltige Landwirtschaft den Mutterboden erneuert und aufbaut, während der herkömmliche Ackerbau den Mutterboden vernichtet.
Vegetarismus aus gesundheitlichen Gründen
Ich habe u.a. in Der Mensch – ein Fleischfresser? und in Teil 5 der Fehlbiss-Serie zur Rolle des Fleisches bzw. der tierischen Lebensmittel in der Ernährung geschrieben. Keith legt weitere Argumente dar, wieso Fleisch ein natürlicher Teil der menschlichen Ernährung ist. Archäologie kommt zu Worte (Speerspitzen und Tierskelette, die über 160,000 Jahre alt sind); Biologie (die Unfähigkeit des Menschen, Zellulose zu verdauen) und vergleichende Anatomie (Darmlänge, Kieferform, usw.) ebenfalls. Selbst die Kunst der Höhle von Lascaux wird erwähnt und als Beispiel für unsere steinzeitliche Jagdkultur aufgeführt.
Die stärksten Argumente finden sich meiner Meinung nach bei der Biologie und (insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Vegetarismus in der Regel – aber nicht zwangsläufig – einen verstärkten Konsum von Getreideprodukten mit sich zieht) bei den Zivilisationskrankheiten wie Arthritis, Diabetes, Krebs und Schlaganfall, die bei traditionell lebenden Jägern und Sammlern so gut wie unbekannt sind. Diese tauchen nämlich erst mit der Ablegung der traditionellen und mit Einführung der westlichen bzw. einer an raffinierten Kohlenhydraten reichen Ernährungsweise auf. Mehr dazu im Beitrag Gute Kalorien, schlechte Kalorien.
Eine interessante Anekdote, die Keith berichtet, ist über die Befreiung von langjährigen Insassen eines Kriegsgefangenenlagers. Zu ihren Ehren wurde ein Buffet gehalten, welches mit Braten, Gemüse, Brot, gefüllte Kuchen, Salaten, Früchten und Nachtischen gefüllt war. Aber auch mit Butter, Margarine, Salatölen und Cremes. Bei Eröffnung des Buffets haben sich die Männer auf die Fette gestürzt und nichts anderes gegessen, bis diese vollständig verzehrt waren. Keith berichtet auch über ihre eigenen Erfahrungen als Veganerin, nämlich das extreme Verlangen nach tierischen Fetten, das regelmäßige Nachgeben und die anschließenden Gefühle des Glücks gepaart mit Gefühlen der Schuld.
Tatsächlich sind Fett und Eiweiß lebensnotwendig, Kohlenhydrate dagegen nicht – auch nicht als Energiequelle, wie oft geglaubt wird. Liegen keine oder wenige Kohlenhydrate vor, geht der Körper in Ketose. Dabei bildet die Leber aus Fett sogenannte Ketone, die dem Gehirn als Energiequelle dienen. Ist das aber nicht nur eine Notsache des Körpers, eine Art Ersatzplan, damit er weiter funktionieren kann? Nicht unbedingt. Es wird vermutet, dass sowohl unser Herz als auch unser Gehirn auf Ketone 25% effizienter als auf Blutzucker funktionieren. Auch brustgestillte Babies befinden sich oft in Ketose.7 Das könnten Anzeichen sein, dass der Körper Ketone vorzieht.8
Fett ist auch für die Aufnahme von den Vitaminen A, D, E und K wichtig. Diese vier Vitamine bilden die Gruppe der fettlöslichen Vitamine, d.h. sie benötigen Fett, um transportiert und vom Körper optimal aufgenommen zu werden.9
Vitamin A (Retinol) findet sich ausschließlich in tierischem Fett; in Pflanzen liegt lediglich eine Vorstufe des Vitamin A vor, welches vom Menschen nicht sehr effizient umgewandelt werden kann. Vitamin A ist u.a. wichtig für die Reproduktion, die Haut, Zähne, Zellteilung und Augen. Über Vitamin D habe ich schon oft geschrieben; abgesehen von der Sonne und Pilzen gibt es keine vegane Quelle. Vitamin E findet sich sowohl in tierischen als auch pflanzlichen Lebensmitteln. Vitamin K auch, wobei man zwischen verschiedenen Formen unterscheiden muss. Eine sehr wichtige Form findet sich fast ausschließlich in tierischen Produkten. Mehr dazu habe ich in Teil 5 der Fehlbiss-Serie geschrieben.
Man könnte noch einige Punkte mehr auflisten, wieso eine rein vegane Ernährung ungesund ist: die Gefahren von Soja und Getreide, die Notwendigkeit des Fetts, usw. Ich verweise der Einfachheit halber jedoch auf den Artikel Mythen und Wahrheit über Vegetarismus.10
Schlusswort11
Am Anfang meiner Reise in die Welt der Ernährung hatte ich keine wirkliche Meinung zum Thema Vegetarismus. Meine Überzeugung, dass tierische Produkte für eine optimale Gesundheit notwendig sind, habe ich auf organische Weise im Laufe meiner Recherchen zum Thema Ernährung und Gesundheit entwickelt.
Mir ist bewusst, dass es vegane Bodybuilder und vegane Berühmtheiten gibt, die alle einen gesunden Eindruck machen. Wir wissen jedoch nicht, wie ihre langfristige Gesundheit und die ihrer Kinder aussieht. Zudem sind Nahrungsergänzungsmittel bei einer veganen Ernährung mehr oder weniger Pflicht. Schließlich sollte man auch bedenken, dass es wohl keine traditionell lebenden Volksgruppen gab (oder gibt), die vegan lebten.
Ich glaube nicht, dass es nur eine gesunde Art gibt, sich zu ernähren. Die Massai und die Inuit, die fast ausschließlich tierische Produkte essen, zeigen beispielsweise, dass man ohne Pflanzen und ohne Kohlenhydrate bzw. kohlenhydratarm12 gedeihen kann, während die Kitava13 und die Kuna zeigen, dass eine kohlenhydratreiche Ernährung ebenfalls zu einer sehr guten Gesundheit führen kann. Nichtsdestotrotz waren die gesündesten der traditionell lebenden Volksgruppen stets diejenigen, die vergleichsweise mehr tierische Produkte (und weniger Getreide) konsumierten.14 Ist Fleisch notwendig? Nein. Sind tierische Produkte notwendig? Meines Erachtens spricht die Beweislage dafür.
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Wir sind Teil der Natur, ein Teil der Erde. Genauso
wie man dem Löwen die Tötung zum Essen nicht absprechen kann, kann man
dem Menschen (wenn dieser gesund leben will - noch ein Thema, über das
wir streiten könnten, aber das wir wohl zeitlich außen vor lassen
sollten :), die Tötung von Tieren nicht absprechen. Was wir dem Menschen
absprechen sollen ist, Tiere unnötig leiden zu lassen. Für mich heißt
das: Weidehaltung und eine Schlachtung, die dem Tier so wenig wie
möglich Angst einjagt und Schmerzen verursacht.
- Übersetzung von mir. Im Original: Agriculture is carnivorous: what it eats is ecosystems, and it swallows them whole. ↩
- Veg*ismus ist ein zu breiter Begriff – Veganismus und Vegetarismus sind zwei verschiedene Dinge. Doch beim Vegetarismus gibt es so viele Richtungen, ob mit oder ohne Fisch, Milch, Eier, Geflügel, dass man sie eigentlich einzeln ansprechen müsste. Manche Varianten des Vegetarismus sind meines Erachtens gesund, andere sind hart an der Grenze zum Veganismus und damit bedenklich. Anstatt in diesem Beitrag die einzelnen Varianten anzusprechen, verwende ich die Begrifflichkeiten Veganismus und Vegetarismus mal synonym, mal nicht. Ich hoffe, dass meine Absicht jeweils aus dem Kontext klar wird. ↩
- Siehe Keith, Lierre: The Vegetarian Myth, S. 18. ↩
- Siehe dazu m.w.N. EatWild. ↩
- Siehe dazu Keith, S. 101. ↩
- Siehe dazu hier. ↩
- Siehe doi:10.1016/S0378-4347(01)00043-3. ↩
- Auf Seite 190 f. wird es meines Erachtens wirr. Keith schreibt nämlich, dass Ketone lediglich ein Nebenprodukt der Metabolisierung von gekochten Fetten seien und dass Naturvölker, die sich kohlenhydratarm ernähren, nie in Ketose befinden würden. Der Grund hierfür sei, dass sie ihre Fette roh konsumierten und daher die in rohem Fett enthaltenen Enzyme bei der Verdauung helfen würden. Gleichzeitig zitiert sie die Effizienz-Aussage über Ketone gegenüber Blutzucker. ↩
- Siehe zu den Vitaminen Keith, S. 180 f. ↩
- Ich habe nur die Hauptüberschriften des Artikels gelesen, kann also nicht sagen, ob ich alles 100% unterschreiben würde. ↩
- Für eine weitergehende Webseite zum Thema empfehle ich Beyond Vegetarianism. ↩
- Weil die Milch der Massai-Rinder fett- und eiweißreicher als die normale Supermarktmilch ist, ernähren sie sich trotz ihres hohen Milchkonsums recht kohlenhydratarm. Sie beziehen nur rund 15% ihrer Kalorien von Kohlenhydraten, wenn nicht weniger. Siehe dazu hier (2/3 der Kalorien von Milchfett – anderes Fett kommt also auch noch dazu) und hier (19% der Kalorien von Eiweiß). 100% (Gesamtkalorien) – 66% (Fett) – 19% (Eiweiß) = 15% (Kohlenhydrate) ↩
- Siehe auch The Kitava Study. ↩
- Siehe Keith, S. 188, dabei Schmid, Native Nutrition zitierend. Siehe auch Mellanby, Nutrition & Disease sowie Price, Nutrition and Physical Degeneration. ↩
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Hallo Bertram.
Sehr guter Beitrag. Was mich allerdings ein wenig stört ist die Meinung zu Kohlenhydraten. Ich würde die Massai nicht als Volk bezeichnen, dass keine Kohlenhydrate konsumiert. Laktose ist nämlich auch eine Zuckerart ;). Und deren Recht große Mengen an Rindermilch lässt sie auch davon einiges aufnehmen.
Was mich stört ist einfach die Verteufelung mancher Makronährstoffe wie Fett auf der „konventionellen“ Seite, Low-Carb auf der „alternativen“ Seite. Das führt meiner Meinung nach nicht zu einer guten Gesundheit. Das zeigt unteranderem auch, dass zb. so Leute wie Matt Stone zu einem höheren Kohlenhydratkonsum raten. Auch Stephan von WHS stellt meiner Meinung nach oftmals deutlich heraus, dass weder Kohlenhydrate, noch Fette das übel den heutigen Umständen ist, sondern eine andauernde Unterversorgung. Desweiteren kann man mMn auch nicht immer raffinierte Kohlenhydratquellen mit denen natürlicher vergleichen, was häufig in den LowCarb Kreisen geschiet. Schön aber dass du auch auf die Kitava nochmal eingehst und zeigst, dass es auch mit vielen Kohlenhydraten geht!
Mich würde mal deine Meinung zu verschiedenen „Gesundheitspäpsten“ interessieren…
zb. die von Ray Peat oder aber auch Matt Stone
Viele Grüße
Hallo Milk,
hinsichtlich der Massai hast Du selbstverständlich Recht und ich werde den Beitrag entsprechend ändern. Vielen Dank, dass Du das bemerkt und angesprochen hast. Weil die Milch der Massai-Rinder fett- und eiweißreicher als die normale Supermarktmilch ist, ernähren sie sich aber trotz ihres hohen Milchkonsums recht kohlenhydratarm. Sie beziehen nur rund 15% ihrer Kalorien von Kohlenhydraten.
Ich stimme Dir zu. Die pauschale Verurteilung von Makronährstoffen ist falsch. Dafür gibt es viel zu viele Beispiele gesunder Volksgruppen, die sich unterschiedlichst ernähren.
Ich bin auch der Ansicht, dass eine gesunde Ernährung mehr als nur die Summe ihrer Einzelteile ist. Eine gesunde Ernährung ist das Ergebnis des Zusammenspiels von allen Makro- und Mikronährstoffen. Verändert man ein Element, wirkt sich das auf die anderen Elemente aus. Nimmst Du mehr Zink zu Dir, brauchst Du mehr Kupfer. Die Wissenschaft beschäftigt sich zwar mit diesen Zusammenhängen, aber wir haben noch viel zu lernen. Daher ist es richtig, gesunde, traditionell lebende Volksgruppen zu untersuchen, so wie es beispielsweise Weston Price gemacht hat und heute Staffan Lindeberg es tut. Auch ein evolutionärer Ansatz kann uns viel zeigen.
Zu Deiner Frage: Noch habe ich keine Meinung zu Ray Peat und Matt Stone, aber ich werde mir ihre Webseiten genauer anschauen.
Viele Grüße
Ah, genau diesen Artikel der unter der 12 aufgeführt wird (The myth of High-Protein) ist sehr gut, hatte den vor einiger Zeit mal gelesen und auch so noch im Hinterkopf in Erinnerung. Das ist auch ein Punkt der sehr wichtig ist, die Ernährung nicht zu stark eiweißhaltig werden lassen. Das ist ein großer Fehler den viele zu Anfang einer Umstellung machen, sie essen zu viel Muskelfleisch, was ich in dem Zusammenhang mit diesem Artikel auch noch wichtig finde zu erwähnen. Ich kenne die Zahlen nicht, aber in den ganz normalen Supermärkten ist es kaum möglich Innerein oder Knochen der Tiere zu kaufen. Das einzige was bei uns verkauft werden kann ist Muskelfleisch. Was passiert mit den vitaminreichen Innerein wie Leber (was noch recht häufig anzutreffen ist), Herz, Gehirn etc.? Werden sie als Schlachtabfall weggeschmissen? Ein großer Unterschied zu der natürlichen Lebensweise der traditionellen Völker. Dort sind Innerein das eigentlich nützliche vom Tier. Jedoch wird da fast das ganze Tier verarbeitet. Auch wird den Tieren und die Naturgötter gedankt für das was das Tier ihnen spendet. Eine sehr schöne Geste wie ich finde. Heute ist doch kaum Bezug zum Tier da. Die verarbeitete Wurst, das Gehackte hat dann aber insgeheim noch wenig mit dem Aussehen des Tieres zu tun, wenn dort allerdings der abgetrennte Kopf des Tieres liegen würde, dann glaube ich würden viele Menschen anders darüber denken.
Zu meiner Frage: Matt Stone ist manchmal daneben, er hat aber manchmal auch paar lustige Experimente dabei. Dagegen sieht es bei Dr. Ray Peat ganz anders aus, seine Ernährungstipps sind manchmal recht eigen aber auch sehr wissenschaftlich, so empfiehlt er zb. recht viel Eis zu konsumieren, auch steht er Zucker nicht so negativ gegenüber und sieht eher Stärke für nicht so gesund. Für Ray Peat ist die Aufnahme von PUFAs und die einseitige Konzentration von Muskeleiweiß für viele Probleme verantwortlich. Daher empfiehlt er zb. auch die Supplementation von Gelantine. Ich habe aber bei weitem nicht so viele Artikel von ihm gelesen, deshalb halte ich mich in der Beurteilung ein wenig zurück. Was in dem Zusammenhang Zucker oder nicht aber auch interessant ist, dass zb. Matt Stone, der teilweise keinen Zuckerkonsum empfohlen hat, jetzt doch empfiehlt mehr Früchte zu essen.
Viele Grüße
Das sind sehr gute Anmerkungen. Hier nochmals der Link zum Beitrag „The Myth of the High-Protein Diet“: http://wholehealthsource.blogspot.com/2008/12/myth-of-high-protein-diet.html
Hier in den USA gibt es eine Öko-Supermarktkette namens Whole Foods. Dort findet man zwar Weidefleisch, aber Innereien von Weidetieren sucht man vergeblich. Sie haben zwar Herz und Leber von Bio-Hühnern, aber Bio ist nicht gleich Weide.
Wie es der Zufall will habe ich jedoch erst diese Woche eine nahegelegene Quelle für Weideinnereien gefunden und gleich 20 Pfund Herz und Leber vom Rind bestellt. Bisher konnte ich Innereien nicht so regelmäßig essen, wie ich wollte, einfach weil man sie nur schwer findet. Die Nachfrage ist zu gering und so werden sie tatsächlich oft als Abfälle weiterverwertet: http://de.wikipedia.org/wiki/Tierk%C3%B6rperverwertung#Kategorie_3
Wie Du geschrieben hast, bei Naturvölkern ist das nicht so. Dort werden die vitaminreichen Innereien am höchsten geschätzt. Auch Raubtiere fressen in der Regel zuerst die Organe ihrer Beute, bevor sie das Muskelfleisch verzehren.
Danke für die Zusammenfassungen zu Matt Stone und Ray Peat! Bei Ray Peat habe ich schon einige interessant aussehende Artikel entdeckt.
Hallo,
ich bin selbst Vegetarier dennoch finde ich diesen Beitrag gut. Auf dem ersten Blick klingt dies nach einem Widerspruch. Leider machen viele Vegetarier und Veganer aus ihrem Lebensstil eine Art Religion die keinen Widerspruch duldet. Ich möchte gar nicht darüber sprechen warum ich Vegetarier bin. Dabei handelt es sich um persönliche Gründe die keinerlei Anspruch auf Allgemeingültigkeit erheben können. Aber eine Ernährungsweise sollte eben keine Religion sein sondern eben einfach eine Ernährungsweise.
Es gab ja mal eine Zeit, in der Eiweiße als ungesund galten. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse wandeln sich eben.
Viele Vegetarier glauben leider, dass sie gesund leben weil sie auf Fleisch verzichten. Das ist großer Unsinn und eine nicht haltbare Aussage! Vegetarismus ist im Prinzip eine Luxusmöglichkeit der Ernährung denn man muss viele verschiedene Ersatzlebensmittel esse, um die Inhaltsstoffe des Fleisches zu ersetzen.
Also wie gesagt, ein guter Artikel der hoffentlich fundamentalistische Vegetarier zum nachdenken bringt.
Dennoch denke ich, dass er etwas zu einseitig ist. Eon Problem ist, dass wenn man für eine bestimmte Ernährungsart Argumente such, diese auch findet. Mit anderen Worten: Es gibt immer Pros und Contras und jeder muss seinen Weg finden. Als Beispiel seien hier zwei Punkte angeführt:
http://www.welt.de/gesundheit/article1915664/Bewiesen_Vegetarier_leben_laenger.html
In dem Buch „Krebszellen mögen keine Himbeeren“, welches die Arbeit von Prof. Dr. med. Richard Béliveau und Dr. med. Denis Gingras über den Einfluss der Ernährung auf die Entsteheung von Krebs vorstellt, wird zuviel Fleischkonsum ebenfalls als Risiko aufgeührt.
„Studien haben gezeigt: Vegetarier leiden seltener an Übergewicht und Bluthochdruck und haben einen niedrigeren Cholesterinspiegel als Nichtvegetarier. Da Vegetarier außerdem meist Alkohol und Nikotin meiden, haben sie ein niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung empfiehlt eine überwiegend pflanzliche Kost, die sich aus verschiedenen Gemüse- und Obstarten, Hülsenfrüchten und nur wenig verarbeiteten stärkehaltigen Nahrungsmitteln wie Vollkorngetreide und Kartoffeln zusammen setzt.
Die „Evidenz“, die überwiegende Gewissheit, dass der Verzehr von Gemüse und Obst vor Tumoren verschiedenster Art schützen kann, sei überzeugend. Ein weiterer Vorteil einer solchen Ernährungsweise bestehe in der geringen Energiedichte, was die Prävention von Übergewicht unterstütze. Allerdings läßt nach Meinung des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung und des Deutschen Krebsforschungszentrums die vorliegende Evidenz nicht den Schluss zu, dass eine vegetarische Ernährungsweise mehr vor Krebs schütze als eine Ernährungsweise, die einen moderaten Verzehr an Fleisch einschließt.“ (Quelle: http://www.krebsgesellschaft.de/ernaehrung_gesund_und_lecker,118767.html )
Letztes Jahr besuchte ich eine Veranstaltung zum Thema Energie im Umfeld der Universität Siegen. Der Referent, ein Physiker, sprach auch über den Energieverbrauch für die Produktion von Nahrungsmitteln. Laut seiner Aussage hat eine pflanzliche Ernährung einen höheren Wirkungsgrad. Untersuchungen scheinen dies zu bestätigen:
„Den Unterschied verdeutlichen Zahlen des Instituts für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg (IFEU): Auf dem Weg vom Acker auf den Teller verursacht ein Kilogramm Rindfleisch etwa 26 Kilogramm Kohlendioxid, ein Kilogramm Salat hingegen 0,5 Kilogramm. Hauptgrund für den deutlichen Unterschied ist das Methangas (CH4), das Rinder freisetzen, wenn sie verdauen. Ein Kilogramm Methan erzeugt den gleichen Treibhauseffekt wie 25 Kilogramm CO2. Methan ist der wichtigste Grund, warum in Emissionsvergleichen von Nahrungsmitteln auch Milchprodukte nur hintere Plätze belegen. “ ( Quelle: http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/gesundessen/tid-16517/ernaehrung-klimafreundlich-essen_aid_461022.html )
Weiterhin habe ich in einer Zeitung gelesen (leider kann ich die Quelle nicht mehr angeben) das die Knochen von Vegetariern dünner sind jedoch gleichzeitig dichter somit genauso fest.
Um es noch einmal zu betonen: Fleisch enthält wichtige Nährstoffe, dass steht außer Frage! Der Bericht war mir jedoch zu einseitig, daher wollte ich hiermit aufzeigen, dass es bei jeder Ernährungsweise Vor- und Nachteile gibt.
Was man auf jeden Fall vermeiden sollte, um das auch noch einmal zu betonen, ist es die Ernährung zu einer Art Ideologie zu erhöhen.
Jeder muss seinen Weg selbst finden. Meine Gründe sind, wie gesagt, sehr persönlicher Natur. Vor fast 3 Jahren habe ich begonnen meine Ernährung umzustellen: Kein Fleisch mehr aber viele tierische Fette, mehr Rohkost, Dinge wie der „Frischkornbrei“ aus der Ernährungslehre um Bruker. Seit dem brauche ich weniger Schlaf, bin seltener Krank und habe viele andere positive Dinge an mir festgestellt. In dem Buch „Krafttraining für Kung Fu und Karate“ wurden Studien angeführt die darauf hindeuten, dass es scheinbar einen Menschentyp gibt dessen Stoffwechsel mit Fleisch besser funktioniert und einen eher vegetarischen Typ. Leider befindet sich das Buch zur Zeit in einer Umzugskiste daher kann ich nichts genaueres dazu sagen.
Gute finde ich weiterhin, dass der Beitrag mit der industriellen Tierhaltung ins Gericht geht. Wessen Nerven stark genug sind kann sich ja mal den Film „Earthlings“ ansehen.
Also dann, noch einmal Danke für den interessanten Beitrag!
Alex
Hallo Alex,
vielen Dank für Deinen interessanten Kommentar. In der Tat, oft nimmt die Diskussion um Vegetarismus religiöse Züge an und als Folge verschließen sich beide Seiten vor Wahrheiten, wenn diese nicht bequem sind.
Dein erster Link, „Bewiesen – Vegetarier leben länger“, ist ein sehr fairer Bericht zum Thema. Man muss immer beachten, mit welcher Gruppe verglichen wird, und das wird leider häufig nicht getan. Zudem sind manche Studien von der Wissenschaft her schlecht (beide Seiten betreffend), sodass man auch da aufpassen muss. Taubes Buch „Good Calories, Bad Calories“ bespricht das Thema „bad science“ in der Ernährungswissenschaft sehr ausführlich.
Das Thema „Klimafreundlich essen“ ist meines Erachtens nicht so klar zu beantworten. „The Vegetarian Myth“ spricht die Thematik an. Bei der Fabrikhaltung führt der Einsatz von Stickstoffdüngern für die Futtermittelproduktion zu einer schlechteren Treibhausgas-Bilanz als frisches Obst und Gemüse, steht in dem von Dir gelinkten Artikel. Bei der Weidehaltung gibt es keine Futtermittelproduktion. Die Weide ist das Futtermittel und die Weide bindet sogar CO2. Man muss sich daher immer fragen, was genau wird vergleichen?
Hier ist übrigens mehr Info zur sehr interessant klingenden Doku „Earthlings“: http://de.wikipedia.org/wiki/Earthlings
Und hier ist der Film in voller Länge: http://video.google.com/videoplay?docid=6361872964130308142&hl=de#
Viele Grüße
Hallo Bertram,
sehr richtig. Gerade die CO2 Thematik ist so eine Sache. Die Pflanze nimmt ja CO2 und Methan auf und wird dann von einem Tier gegessen. Das Methan aus dem Verdauungsprozess kommt ja nichts aus dem Nichts 🙂 Im Prinzip ist es ein Kreislauf. Ein Tier braucht aber Energie um hinterher selbst wieder Energielieferant zu sein. In dem Vortrag ging es dabei sozusagen um Thermodynamik 🙂 Das Tier nimmt Energie aus Pflanzen auf und dient später wieder als Energielieferant für einen Menschen. Aber eben mit einem schlechten Wirkungsgrad.
Nun gut, es ist ja eh so das naturnahe Tierhaltung besser ist als industrielle Ackerwirtschaft und naturnaher Landbau besser als industrielle Tierhaltung.
Studien zum Thema Lebenserwartung sollte man nicht so ernst nehmen nach meiner Meinung. Es sind einfach zuviele Faktoren die dort eine Rolle spielen.
Mir geht es eben nur darum, dass man für jede Ernährungsweise Studien findet die sie unterstützen und welche die sie ablehnen. Leider neigen Menschen oft dazu ihren Weg über alles zu loben und links und rechts vom Weg nichts mehr zu beachten. Daher mein Kommentar: Mir kam der Bericht einfach etwas einseitig vor daher wollte ich ein paar „pro Vegetarier“ Studien posten.
Ich kenne Vegetarier die einfach das Fleisch weglassen ohne darüber nachzudenken was ihnen da fehlt. Das ist meines erachtens alles andere als gesund. Wenn die Autorin erst „Anhängerin“ des Veganismus war, dann krank wird und am Ende mit den Mythen aufräumen will ist es aber sichlich auch verständlich, dass das Buch eher eine Art Abrechnung wird, oder? Ich habe es ja nicht gelesen und kann dazu nichts sagen.
Daher meine ich es auch ganz ernst das ich als Vegetarier den Beitrag gut finde. Was bringen mir Diskussionen mit anderen Vegetariern wenn man sich dabei nur auf die Schulter klopft und sagt wie toll man doch ist.
Viele Grüße,
Alex
Hallo Alex,
meinst Du mit einem schlechten Wirkungsgrad die Verdauung im Menschen? Tatsächlich ist die Effizienz bei Fett am höchsten, bei Eiweiß am geringsten. Siehe dazu: http://www.nature.com/ijo/journal/v26/n2s/abs/0802123a.html
Ich pflichte Dir jedoch bei, dass man immer für und gegen etwas argumentieren kann und dass die Kunst darin liegt, wertneutral zu urteilen. Wie ich in dem Beitrag geschrieben habe, früher war ich gegenüber dem Vegetarismus neutral eingestellt. Erst im Laufe meiner Recherchen bin ich zu meiner heutigen Überzeugung gekommen. Trotzdem möchte ich neutral berichten. Daher begrüße ich Deine Anmerkungen und bedanke mich für Dein Lob. Deinen letzten Satz finde ich im Übrigen sehr gut.
Zum Buch muss ich sagen, dass ich selten ein derart emotionales Buch gelesen habe. Es ist eine Abrechnung im wahrsten Sinne des Wortes, aber eine meines Erachtens zum größten Teil faire Abrechnung.
Viele Grüße
Hallo Bertram,
nein nein, nicht den bei der Verdauung im Menschen sondern wieviele pflanzliche Kalorien notwendig sind um eine tierische zu erzeugen.
Was ich an dem Beitrag nicht gut finde ist, dass man den Eindruck gewinnt Veganismus und Vegetarismus werden durcheinander geworfen. Davon ab, es gibt sogar Studien die zum Entschluss kommen das die 70mg Vitamin C ausreichend sind und alles darüber ungesund 🙂
Seit dem ich Vegetarier bin fühle ich mich besser und bin leistungsfähiger. Vielen meinen Freunden ging es ähnlich.
Ich habe mir keine abschließende Meinung zu dem Thema gebildet und denke das es nicht möglich ist. Man wird für beide Positionen Argumente und Studien finden.
Auch zum Thema Gebissverfall gibt es verschiedene Ansichten. Dr. Bruker hat ja dazu eine gänzlich andere Meinung und frei nach dem Motto „Wer heilt hat recht“ müsste man ihm bei vielen Dingen recht geben. Bei mir wurde ja einmal Asthma diagnostiziert. Laut Bruker ist das keine chronische Erkrankung sondern nur ein Sympthom. Ich habe mit meiner Atmung keine Probleme mehr. Weiterhin zeigen viele Menschen mit degenerativen Erkrankungen des Bewegungsaparates eine Heilung oder Verbesserung bei der Umstellung auf eine vegetarische Rohkost. Übrigens. laut Bruker sind tierische Fette essentiel und sehr wichtig für den Menschen. Ich bin kein unkritischer Anhänger. So hat Bruker damals davor gewarnt zuviel Wasser zu trinken oder zuviel Eiweiß zu konsumieren…Thesen die überholt sind. Die Wissenschaft schreitet eben vorran! Daher nutzt es nichts stehen zu bleiben. Man muss immer wieder seine eigenen Erkenntnisse hinterfragen!
Letzten Endes muss jeder von uns seinen Weg finden und sich über die Vorteile und Risiken dieses Weges bewußt sein! Daher eben auch der Sinn meines letzten Satzes den Du gelobt hast: Kritik und kritische Diskussion sind dafür das wichtigste.
Davon abgesehen: den Paleo Ansatz finde ich sehr vernünftig! Der Mensch ist Jäger und Sammler! Unser ganzer Körper ist evolutionsbiologisch in der Steinzeit, das fängt ja mit den Fluchtreflexen an. Weiterhin sind wir verarbeitete Kohlenyhydrate nicht gewohnt. Vor allen Dingen Zucker und Weißmehle sind ja ein Gift. Daher ist es immer gut zu schauen für was wir gemacht wurden. Fleisch gehört da wohl dazu. Das kann ich nicht bestreiten.
Dann auf weitere Diskussionen
Hallo Alex,
OK, jetzt verstehe ich, was Du mit Wirkungsgrad meinst.
Deine Erfahrungen zeigen, dass Du auf jeden Fall etwas richtig machst. Aber, um des Teufels Advokat zu spielen, liegt es am Fleischesverzicht oder an der allgemeinen Umstellung auf einer gesünderen Ernährung? 🙂
Unabhängig davon bin ich jedoch der Ansicht, dass Fleisch nicht notwendig (und bei manchen Erkrankungen vielleicht sogar kontraindiziert) ist. Beispielsweise essen viele gesunde Küstenvölker nie Fleisch, dafür aber Fisch. (Siehe dazu auch Fußnote 2. Ernähren sich diese Völker vegetarisch?)
Und dass raffinierte Kohlenhydrate Gift sind, steht wahrlich außer Frage.
Ja, beim Schreiben des Artikels habe ich über die Begrifflichkeiten Veganismus/Vegetarismus nachgedacht und wie ich diese verwenden soll. Ich hatte gehofft, dass jeweils klar wird, welches Argument wo gilt. Ich habe das nun in Fußnote 2 angesprochen.
Viele Grüße
p.s. Die Inuit nehmen sehr geringe Mengen an Vitamin C auf, haben aber keinen Skorbut. Es wird angenommen, dass Kohlenhydrate den Bedarf an Vitamin C erhöhen, weil Glukose und Vitamin C bei der zellulären Aufnahme Antagonisten sind und Glukose vom Körper bevorzugt wird.
Oha, 7 Jahre ist der Artikel her, da bin ich ja mal gespannt, ob da noch eine Antwort kommt. Jetzt wo ich alles schon geschrieben habe möchte ich es aber auch nicht löschen 😉
ich beschäftige mich auch gerade mit dem Thema und bin irgendwie auf diese Seite gestoßen.
Vorab: Ich bin nicht vegan, aber seit einigen Jahren vegetarisch, habe mich aber auch nie darum geschert wie andere das sehen, ist schließlich nicht mein Bier. Nachdem ich mich jetzt mit dem Thema wissenschaftlich auseinandergesetzt habe, kann ich den Artikel allerdings nicht unkommentiert stehen lassen, da er ja schon eine gewisse Wissenschaftlichkeit für sich beansprucht und ich dem gerne etwas entgegensetzen möchte. (Wäre der Inhalt des Artikels „Ich will halt Fleisch essen, scheiß auf die Tiere!“ würde ich mir die Mühe nicht machen, das ist zwar eine Meinung, die ich vielleicht verurteilen würde, aber die nicht den Anspruch erhebt allgemeingültig zu sein und ich hätte auch keine große Hoffnung sie zu ändern, daher: nicht mein Bier;))
„In manchen Ländern ist ausbeuterische Kinderarbeit in Kleidungsfabriken eine traurige Realität. Trotzdem wird jeder zustimmen, dass der folgende Satz nicht haltbar ist: „Jeder Mensch, der Kleidung trägt, trägt dazu bei, das Leid von Kindern zu vermehren.““
1. Whataboutism 2. Es ist möglich Kleidung ohne das Leid oder den Tod von Menschen herzustellen, das das in vielen Fällen nicht gemacht wird ist ohne Frage ein Skandal und nur eins von vielen Beispielen wie Menschen sich gegenseitig ausbeuten und wie gut der „freie Markt“ funktioniert. Hinter einem Stück Fleisch steht immer ein totes Tier, das in den allermeisten Fällen nur gelebt hat um zu diesem Stück Fleisch zu werden. Hinter einem Kleidungsstück steht nicht zwingend ein gequälter oder toter Mensch. Es gibt fair hergestellte Kleidungsstücke und auch Second Hand ist eine Option. Das selbe gilt für Smartphones, Schokolade, Palmöl und ähnliches. Sie werden in den meisten Fällen ethisch bedenklich hergestellt, aber Leid ist keine Voraussetzung für ihre Entstehung. In der Menge und zu dem Preis zu dem sie produziert werden allerdings schon. (Dieses Argument fand ich selbst aber eigentlich auch immer gut, nach dem Motto „man kann sowieso nicht ethisch richtig handeln, also kann mans auch ganz lassen“)
„Der Ackerbau ist raubtierhaft: was er frisst sind Ökosysteme, und er verschluckt sie ganz.“
Ja, allerdings wahr. Nur, dass für Tierprodukte indirekt viel mehr Ackerfläche gebraucht wird als würde man das Gemüse o. ä. direkt essen. Wir züchten jedes Jahr ein vielfaches der Weltpopulation an Tieren heran, um sie zu zu töten und viele dieser Tiere, z. B. Kühe, essen und trinken viel mehr als ein Mensch pro Tag. Die Hühner essen und trinken vielleicht weniger, ingesamt hält es sich wahrscheinlich die Waage. Mit anderen Worten: Wir benötigen zig mal mehr Ackerfläche und Wasser für die Aufzucht dieser Tiere als wir nur für die Menschen brauchen würden, wenn sie nicht so einen exorbitant großen „Bedarf“ nach Tierprodukten hätten (die heutigen Konsummengen sind wohl kaum vergleichbar mit dem was „natürlich“ ist). Und die Umwandlungsrate der Mais- und Sojakalorien, die wir Tag für Tag an die Tiere verfüttern zu den Fleischstücken, die am Ende dabei herauskommen ist ziemlich schlecht, bei Rindern z. B. 7:1 (http://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html)
„Für mich ist die Lösung des ethischen Problems daher in der Weidehaltung und einer Schlachtung zu sehen, die dem Tier so wenig wie möglich Angst und Schmerzen verursacht.“
Weidehaltung ist zwar eine nette Idee und im Einzelfall sicher auch die beste Alternative für die Tiere, jedoch kann man mit ihr die globale Nachfrage nach Fleisch nicht decken, da man dazu viel zu viel Weideland pro Tier braucht.
Klar, mit weniger Menschen wäre das möglich – aber wie genau soll sich die Zahl der Menschen verringern? Natürlich wäre so ein „back to the roots“ Zustand wünschenswert, aber in welcher Realität soll die Bevölkerung der Erde denn abnehmen? Der andere Schluss wäre ein niedrigerer Fleischkonsum. Also mehr Vegetarier oder weniger Fleisch pro Person, was gewissermaßen der Schlussfolgerung dieses Artikels widerspricht
„Zudem sind Nahrungsergänzungsmittel bei einer veganen Ernährung mehr oder weniger Pflicht“
Das ist ein Gerücht, eine gute vegane Ernährung enthält alles was man braucht, außer B12 und D3 sind keine Nahrungszusätze notwendig wenn man darauf achtet (auch bei einer Ernährung mit Tierprodukten kann es zu Mangelerscheinungen kommen wenn man sich nicht ausgewogen ernährt, das ist also kein Problem der veganen Ernährung). B12 wird sonst auch den Nutztieren zusätzlich zugeführt und dadurch indirekt dem Menschen, es ist also egal, ob man den Umweg über das Tier geht oder es direkt nimmt, es ist immer ein Zusatz.
D3 sollte vermutlich jeder Mensch zusätzlich nehmen, der nicht viel an die Sonne kommt, denn es kann vom Körper nur durch Sonneneinstrahlung gebildet werden, hat also nichts mit dem Konsum oder Nicht-Konsum von Tierprodukten zu tun.
„Sind tierische Produkte notwendig? Meines Erachtens spricht die Beweislage dafür.“
Also Fleisch ist nicht notwendig, aber tierische Produkte schon? Interessante Argumentation, Milch ist so ziemlich das „unnatürlichste“ was ein erwachsenes Säugetier zu sich nehmen kann. Der Mensch ist das einzige Tier, das auf die Idee gekommen ist, die Milch eines anderen Tieres zu trinken und das auch noch nachdem er längst ausgewachsen ist.
Kuhmilch ist von der Natur dazu gedacht, kleine Kälbchen möglichst schnell stark, groß und überlebensfähig zu machen. Bei ausgewachsenen Menschen regt dieser Wachstumshormoncocktail auch das Wachstum an, z. B. von Krebszellen. Und entgegen dem weit verbreiteten Gerücht, dass Milch „starke Knochen“ macht, fördert es sogar Osteoporose. Es wäre also sehr merkwürdig wenn Milch in der Ernährung eines erwachsenen Menschen tatsächlich notwendig wäre, obwohl es kein anderes Säugetier gibt, bei dem das der Fall ist. Und da wie bereits erwähnt eine vegane Ernährung alle Nährstoffe usw. liefern kann sind dementsprechend auch keine Eier „notwendig“. Ob man sie essen will ist eine andere Frage.
Ich habe gerade nicht den Nerv und die Zeit für alles Qullen anzugeben (wirkt jetzt echt unprofessionell, aber wen es interessiert, der wird bei Google fündig), allerdings kann ich den Film „Cowspiracy“ sehr empfehlen, da wird so ziemlich alles was ich erwähnt habe ganz gut zusammengefasst (er wurde allerdings auch für einige Zahlenangaben kritisiert, also nochmal nachprüfen, um welche Angaben es geht steht im Wikipedia Artikel)
Das alles ist nichts gegen dich und ich bin auch ehrlichgesagt gespannt, ob du es doch irgendwie schaffst mich vom Gegenteil zu überzeugen. Ich bin wirklich recht neutral an die Sache herangegangen und je mehr ich dazu gelesen und gehört habe desto mehr bin ich zu der gegenteiligen Erkenntnis gelangt, zu der du nach deinen Recherchen offensichtlich gekommen bist.
Würde mich interessieren, was du darüber denkst.
LG
Hi Pistor und vielen Dank für Dein Kommentar!
Ich freue mich, dass Du Dir die Mühe gemacht hast, so ausführlich zu kommentieren. Sind die meisten von Dir genannten Punkte aber nicht in dem Artikel schon angesprochen?
Hier kurz gefasst meine Antwort zu den Punkten:
1. Ich finde es nicht ethisch verwerflich, ein Tier zu züchten, um es später zu essen. Mir kommt es auf die Art der Haltung des Tieres an.
2. Ich glaube nicht, dass die pflanzliche Landwirtschaft unbedingt effizienter als z.B. die Permakultur ist.
3. Ich glaube nicht, dass Milch notwendig ist, sondern tierische Lebensmittel. Mir geht es nicht um Fleisch im strengen Sinne. Ich spreche auch von den Organen.
4. Ich glaube schon, dass eine vegane Ernährung nicht optimal für die menschliche Gesundheit ist.
5. Ich glaube nicht, dass man viel oder ausschließlich tierische Lebensmittel essen muss. Ich finde, dass Gemüse eine sehr wichtige und große Rolle in der Ernährung einnehmen.