Tierische Lebensmittel mal anders

Heute etwas „anderes“ als Anknüpfung an den Beitrag Die Macht der Mikroben.

Während viele mit Rohkost eine vegane bzw. vegetarische Ernährung verbinden, gibt es viele Personen, die auch Fleisch und Fisch roh essen. Ich gehöre dazu. Ich esse nicht ausschließlich roh, aber wenn ich Ware einer entsprechenden Qualität habe, dann meistens schon. Aber wenn ich Lust auf Gegrilltes habe, dann grille ich, bevorzugt irgendwo in der schönen Natur.

Die gängige Meinung in der Medizin ist, dass rohe Tierprodukte wegen der Gefahr einer Lebensmittelvergiftung und Parasiten nur mit Vorsicht zu genießen sind. Persönlich sehe ich das Problem nicht darin, dass die Lebensmittel roh sind, sondern wie deren Qualität ist.1

Studien haben beispielsweise entdeckt, dass Rohmilch von Weidekühen weit weniger pathogene Erreger aufweist, als Milch von Stallkühen – im Gegenteil, fügt man schädliche Bakterien hinzu, sterben diese ab.2 Das ergibt auch Sinn, wenn man bedenkt, dass Milch zur Ernährung von Jungtieren gedacht ist. Wieso sollte die Milch direkt aus der Zitze mit Krankheitserregern verseucht sein?

Und sind wir Menschen denn so anders als alle anderen Tiere, sodass wir unser Essen kochen müssen? Ich denke nicht, wobei ich auch nicht der Meinung bin, dass wir alles roh essen müssen. Gegenwärtige Annahmen über die verbreitete und kontrollierte Verwendung von Feuer schwanken zwischen 40.000 und 125.000 Jahren.3 Den modernen Menschen gibt es seit ca. 160.000 Jahren. Je nachdem, wann wir angefangen haben, unsere Ernährung zu Kochen, könnte eine vollständige evolutionäre Anpassung vorhanden sein. Eine teilweise Anpassung ist wohl auf jeden Fall gegeben.

Wie dem auch sei, rohe tierische Produkte zu essen ist nichts besonderes. Rohmilchkäse findet man selbst beim Discounter, Sushi und Sashimi sind beliebte Speisen, und eine Art Tatar findet man oft in traditionellen Bauernstübchen.

Tierische Lebensmittel mit dem gewissen Etwas

Abgesehen von Milchprodukten wie Käse, Joghurt und Kefir sind die meisten tierischen Produkten jedoch frisch. In vielen Gegenden werden aber auch Fleisch und Fisch der Einwirkung von Mikroben ausgesetzt. In nördlichen Gebieten schmeißt man traditionell Fisch und Fleisch in eine Holztonne und lässt diese fermentieren.4 Wer sich gerade fragt: fermentierter Lebertran schmeckt kräftig, ölig-fischig, und brennt im Rachen. Es ist kein Vergleich zum normalen Lebertran, den man heute in Apotheken bekommt – und der im Übrigen nicht so schmeckt, wie meist geschimpft wird. Dank besserer Verarbeitungsmethoden ist Lebertran heute viel reiner/besser im Geschmack als früher. Das hat mir eine Apothekerin bestätigt, als ich eine Flasche gekauft und sie ermuntert habe, ihre Kindheitstraumata bei Seite zu schieben und etwas zu probieren. Sie hatte mich nämlich ganz entsetzt angeschaut und meinte, dass sie Lebertran als Kind genug bekommen hätte und das Zeug nie mehr anfassen würde. Mittlerweile gibt sie ihrer Familie auch Lebertran… .

Aber zurück zum Fleisch. Einige Leser mögen beim Gedanken an fermentiertes Fleisch eine leichte Abscheu spüren, aber ich wette, dass die meisten von uns schon unbewusst fermentiertes Fleisch gegessen haben. Die beliebte und allseits bekannte Salami ist nämlich nichts anderes als fermentiertes Fleisch!

In den folgenden drei Videos (alle in englischer Sprache) werden etwas unbekanntere Speisen gezeigt. Wer nicht so gut Englisch versteht: Kein Problem, die Bilder sprechen Bände!

Im ersten Filmchen wird über eine die sardinische Spezialität Casu Marzu berichtet, ein Käse mit Maden:

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Von Italien geht es in den Norden nach Island und vergammelter Haifisch:

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Zum Abschluss ein Bericht über Aajonus Vonderplanitz, der verwestes Fleisch in seine Rohkostdiät einbaut:5

Der Hinweis, die Gläser alle paar Tage zu öffnen ist sehr wichtig, denn das Botulismusbakterium ist anaerob, d.h. es will keinen Sauerstoff.

  1. Angenommen, dass der Magen-Darm-Trakt gesund ist und optimal funktioniert.
  2. Siehe Punkt 9 der Organic Pastures FAQ (englisch).
  3. Für Fakten und weitergehende Infos zum Thema Feuer und die menschliche Entwicklung empfehle ich First Control of Fire by Human Beings und folgende Kapitel auf BeyondVeg.com.
  4. Seitdem luftundurchlässige Materialien wie Plastik oder Glas verwendet werden, steigt der Anzahl an Botulismusfällen (englisch). Zur Herstellung von Lebertran: Cod Liver Oil Manufacturing.
  5. Dank an Biber vom LCHF-Forum für den Videohinweis!

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