Diabetes mellitus. Eine weit verbreitete Erkrankung, bei der der Körper zu hohe Blutzuckerwerte hat und im Volksmund Zucker heißt. Hierfür kann es zwei unmittelbare Gründe geben: entweder weil der Körper nicht ausreichend Insulin herstellt (sog. Typ-1-Diabetes) oder weil der Körper eine Resistenz gegen Insulin entwickelt hat (sog. Typ-2-Diabetes). Diabetes ist meist in industrialisierten Gesellschaften zu finden.
Einer der Hauptunterschiede zwischen industrialisierten Gesellschaften und Naturvölkern liegt in der Ernährung. Staffan Lindeberg von der Universität Lund in Schweden hat zusammen mit Kollegen die Wirkung der Paleo- bzw. Steinzeit-Ernährung mit der mediterranen Ernährung verglichen.1
Die Paleo-Gruppe durfte mageres Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse, Nüsse und Wurzelgemüse essen, aber sie sollte Getreide- und Milchprodukte sowie Salz meiden.
Die mediterrane Ernährung, die im Allgemeinen als gesund gilt, umfasste Vollkornprodukte, magere Milchprodukte, Früchte, Gemüse und raffinierte Fette.
Von den 29 Testpersonen (14 davon in der Paleo-Gruppe) waren alle glukoseintolerant und die meisten hatten auch Typ-2-Diabetes. Alle Probanden litten zudem an einer koronaren Herzerkrankung.
Nach drei Monaten hatten ALLE Personen in der Paleo-Gruppe normale Blutzuckerwerte. Der Anstieg des Blutzuckers nach Verzehr von Kohlenhydraten war bei der Paleo-Gruppe 26% geringer als zu Beginn der Untersuchung. Bei der Gruppe mit der mediterranen Ernährung lag die Veränderung bei lediglich -6%.
Hier muss man wissen, dass Typ-2-Diabetikern empfohlen wird, abzunehmen. Denn landläufig wird angenommen, dass Fettleibigkeit eine Ursache für die Erkrankung ist.2 Allerdings fanden die Forscher heraus, dass die verbesserte Glukoseintoleranz der Paleo-Gruppe unabhängig von Veränderungen des Gewichtes oder des Körperfettes eintrat. Der Hauptunterschied der beiden Ernährungsrichtungen war der Konsum von Getreide- und Milchprodukten. Es ist bekannt, dass bioaktive Substanzen in Getreide und Milchprodukten, wie z.B. Lektin in Weizen oder Kasein in Milch, den Stoffwechsel von Kohlenhydraten und Fetten beeinflussen.3
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- Lindeberg, S, Jönsson, T, Granfeldt, Y, Borgstrand, E, Soffman, J, Sjöström, K, and Ahrén, B.: A Palaeolithic diet improves glucose tolerance more than a Mediterranean-like diet in individuals with ischaemic heart disease. Diabetologia, 2007; Online: http://www.springerlink.com/content/h7628r66r0552222. Eine Zusammenfassung findet sich hier auf Dr. Lindebergs Seite. ↩
- Siehe Wikipedia über Diabetes. ↩
- Siehe aber auch How to Eat Grains bei Whole Health Source über die Auswirkung von Zubereitungsweisen auf den Lektin- sowie Phytinsäuregehalt. ↩
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Hallo Bertram,
deine Beiträge sind sehr interessant, aber dein Wissen über Diabetes ist offensichtlich äußerst begrenzt.
Beim Typ-2-Diabetes bestehen mehrere Defekte gleichzeitig, die Insulinresistenz ist nur einer davon. Die wichtigsten Defekte sind:
– Verlust des Inkretineffekts,
– Verlust an Beta-Zellen,
– Insulinresistenz der Muskelzellen,
– verstärkte Glykogenausgabe der Leber und
– fehlerhafte Glucagonsekretion der Alpha-Zellen.
Dr. DeFronzo nennt hier http://www.dlife.com/diabetes/information/inspiration_expert_advice/expert_columns/garnero_0608.html insgesamt 8 Defekte, die bei Diabetes Typ 2 auftreten.
Die Beschränkung auf Insulinresistenz ist stark verkürzt – zumal daraus auch oft der fatale Schluss gezogen wird, Diabetes Typ 2 sei „angefressen“ und „angesessen“ und Typ-2-Diabetiker seien an ihrer Krankheit auf jeden Fall selber schuld.
Hallo Rainer,
vielen Dank für Deinen Kommentar.
Du hast vollkommen Recht, Insulinresistenz ist nur ein Merkmal von vielen bei Typ-2-Diabetes; es war nicht meine Absicht, etwas anderes zu vermitteln. Dank Deines Kommentars sollte dieses Missverständnis nicht mehr auftreten.
Willst Du jedoch mit Deinem letzten Satz sagen, dass Typ-2-Diabetes eine von der Ernährung unabhängige Erkrankung ist? Falls ja, wie erklärst Du Lindebergs Behandlungserfolge mit einer Paleo-Diät und die Tatsache, dass Typ-2-Diabetes in Bevölkerungsgruppen, die keine raffinierten Kohlenhydrate zu sich nehmen, so gut wie (wenn nicht gar gänzlich) unbekannt ist? Ob bei den Eskimos oder Zulus, das Vorkommen von Diabetes-Typ-2 geht Hand-in-Hand mit der Aneignung einer modernen Ernährungsweise einher.
Nein Bertram, ich will mit meinem letzten Satz nicht sagen, dass Typ-2-Diabetes eine von der Ernährung unabhängige Erkrankung ist. Auf jeden Fall verstärkt sie die diabetischen Störungen. Ob es auch die wichtigste Ursache ist, kann bisher niemand sagen. In einem starken Verdacht stehen da auch die Umweltgifte wie z.B. Bisphenol A.
Aber daran, dass die Diabetiker sich entsprechend den offiziell geltenden Empfehlungen ernähren, kann ihnen keiner persönlich die Schuld geben. Ihnen wird sehr häufig, auch von vielen Ärzten, die Schuld daran gegeben, dass sie sich die Insulinresistenz selbst angefressen (zu viel und zu fett) und angesessen (zu wenig Bewegung) hätten, also seien sie an ihrem Diabetes selber schuld. Diese Betrachtungsweise ist vollkommen verkehrt, deshalb widerspreche ich vehement jeder Aussage, die diese Behauptung bestärken könnte.
Umweltgifte sehe ich nicht als potentielle Hauptursache. Diabetes ist der Menschheit schon seit langem bekannt. Hinduistische Ärzte wussten schon vor 2000 Jahren davon. Als Ursache bestimmten sie im Übrigen den Genuss des erst kürzlich aus Neuguinea eingeführten Zuckers. Auch wenn Umweltgifte heute eine Rolle spielen mögen, vor 2000 Jahren war das sicherlich nicht der Fall.
Dass von offizieller Seite oft falsche Ernährungsempfehlungen ausgesprochen werden, ist eine andere, leider traurige, Sache. Da stimme ich mit Dir völlig zu.
Hallo,
habt Ihr auch Ergebnisse für Typ 1 Diabetiker? Bei Typ 1 Diabetikern hat man ja die Herausforderung das die sich ja einer Insulintherapie unterziehen. Gibt es denn spezielle Essenspläne und Einkaufslisten damit man das mal testen kann?
viele Grüße
Chris
Hallo Chris,
eine Studie wie die obengenannte habe ich nicht gefunden, aber allgemein wird auch Typ-1-Diabetikern eine kohlenhydratarme bis ketogene Paleo-Diät empfohlen. Im Netz findet man zahlreiche Berichte, dass eine solche Ernährung hilft. Siehe dazu beispielsweise:
* http://thepaleodiet.blogspot.com/2010/02/success-story-paleo-diet-and-type-1.html
* http://michellestype1diabetes.blogspot.com/ (die nach einer Weile die Ernährung zu „streng“ fand)
* http://robbwolf.com/2009/10/19/type-1-diabetes-update-and-progress/
* http://robbwolf.com/2009/08/05/type-1-diabetes-and-crossfit/
* http://robbwolf.com/2009/02/19/paleo-vs-type-1-diabete-2/
* http://robbwolf.com/2008/09/17/paleo-vs-type-1-diabetes/
* http://asweetlife.org/a-sweet-life-staff/featured/eating-like-a-caveman-an-interview-with-eric-devine/8926/
Wichtig: Es gibt Anzeichen, dass Milchprodukte und Gluten bei der Entstehung von Typ-1-Diabetes eine Rolle spielen könnten:
* http://robbwolf.com/2009/11/09/type-1-diabetes-the-gut-connection/
* http://www.thepaleodiet.com/v4n12.shtml
* http://www.thepaleodiet.com/v4n16.shtml
In englischer Sprache gibt es folgendes Buch zum Thema Paleo-Diät:
http://www.amazon.de/gp/product/0471267554?tag=origina-21
Ich habe hier: http://www.originalhealth.net/ernaehrung/die-paleo-diaet-nach-cordain/ darüber berichtet.
Ansonsten findet man einige paleo-artige Rezepte hier: http://www.urgeschmack.de/
Und schließlich ist hier http://forum.lchf.de/ ein freundliches Forum, um sich über eine kohlenhydratarme Ernährung auszutauschen. Dort sind auch manche, die sich paleo-mäßig ernähren und die alle sehr hilfsbereit sind. Ein guter Ort, um Fragen zu stellen.
Der deutschsprachige Blog von Kikilula http://kikilula.blogspot.com/ dreht sich auch um die Paleo-Ernährung.
Bei weiteren Fragen oder falls Hilfe bei den englisch-sprachigen Seiten gebraucht wird, einfach schreiben, gerne über das Kontaktformular: http://www.originalhealth.net/kontakt/
Hallo ihr Beiden,
ich hoffe es geht euch gut. 🙂
Ich bin Typ 1 Diabetiker, muss aber von Gegenteiligem berichten. Diese Low-Carb Ansichten beruhen stark auf der Ansicht: Wenig Carbs = Wenig Insulin. Vorallem wird bei manchen auch einfach Typ 1 mit dem Typ 2 verwechselt. Ratsam ist auf jeden Fall eine Nährstoffreiche Ernährung, diese muss aber nicht kohlenhydratarm sein. Ich habe mich lange selbst Low Carb ernährt und kann nur von Problemen berichten. Bedingt durch die Ernährung hatte ich fast immer Ketokörper im Blut, auch muss man seine Basalrate erhöhen, der Körper ist nämlich durchaus in der Lage Glukose in der Leber herzustellen (aus Eiweißen und Fetten=siehe: Gluconeogenese). Das Problem an der ganzen Sachen ist wie ich finde auch, dass man noch garnicht wirklich weiß wodurch der Typ 1 ausgelöst wird. Immer mal wieder gibt es irgendwelche Theorien, wie zb. auch die Diabetes & Gut Connection, beim nächsten mal ist es dann Milch und dann mal wieder ganz was anderes. Des Weiteren gibt es auch Berichte bei denen Diabetiker mit Zucker behandelt wurden. @Bertram: Hast du dir die von Ray Peat verlinkte Studie dazu durchgelesen?
Alles in Allem würde ich nicht dazu raten per se auf Kohlenhydrate zu verzichten. Im Gegenteil, ich konsumiere recht viel Einfachzucker (Obst, Säfte) um eine höhere Hormonproduktion zu erreichen, die nämlich auch auf den „Zucker“ auswirken. Zusätzlich gibts dann noch Kartoffeln + Süßkartoffeln und ab und zu Reis oder Nudeln (aber wirklich selten). Ich poste einfach mal 2 Links, die von meinen Lieblingsautoren verfasst wurden. Teilweise sehr biochemisch, aber nicht ablenken lassen davon.
http://raypeat.com/articles/articles/glycemia.shtml
http://www.westonaprice.org/blogs/new-evidence-of-synergism-between-vitamins-a-and-d-can-they-cure-diabetes.html
Beide sind etwas gegensätzlich. Aber trotzdem des Lesens wert.
Viele Grüße
Milk
Hallo Milk,
vielen Dank für Deinen interessanten Bericht aus erster Hand! Deine Erfahrungen sind ein gutes Beispiel dafür, wie unterschiedlich Personen auf (augenscheinlich) gleiche Faktoren reagieren — und wie begrenzt unser Wissen ist, weil wir diese Unterschiede nicht erklären können. Daher sollte jeder immer austesten, bei welcher Ernährung er sich am besten fühlt.
Ist Deine jetzige Ernährungsweise diejenige, bei der Du am wenigsten Insulin zu Dir nehmen musst, oder fühlst Du Dich mit ihr einfach allgemein am besten?
Apropos Insulin und Typ-1-Diabetes, ich arbeite gerade an einen Beitrag über Knoblauch und dabei habe ich entdeckt, dass Knoblauch den Blutzucker senkt, indem es den Ausstoß von Insulin fördert.
Ich habe nach der Houssay-Studie gesucht, die von Ray Peat zitiert wird, aber leider konnte ich nur einen Abstract finden (http://www.sciencemag.org/content/105/2734/548.abstract). Es sind wenig detaillierte Infos, aber trotzdem interessant!
Im Allgemeinen möchte ich aber auch auf diesen Beitrag hinweisen, in der es über unsere ursprüngliche Ernährung geht: http://www.originalhealth.net/ernaehrung/optimale-ernaehrung-evolution/.
Es gibt auch Typ 1 Diabetiker, die mit LowCarb sehr gute Erfahrungen gemacht haben…
http://diabetes-solution.net/
Dr. Richard K. Bernstein
„A Diabetic Who Took His Health into His Own Hands In 1946, at the age of twelve, Richard Bernstein developed type 1 diabetes, and for more than two decades, he was what he calls, “an ordinary diabetic”—one who dutifully followed doctor’s orders. Despite his diligence with maintaining the disease, the complications from his diabetes worsened over the years, and like many diabetics in similar circumstances, he faced death at a very early age.“
Sehr interessant, vielen Dank! Hast Du die Bücher schon gelesen?