Shirley und der Bodybuilder

Mein Vater geht auf die 80 zu. Früher immer aktiv, beim Fussball, Radfahren, Schwimmen, Kegeln…, haben (ganz natürlich) das Alter und die Nachwirkungen eines Schlaganfalls im letzten Jahr ihre Spuren hinterlassen. Reha, Krankengymnastik und der Seniorensport sind wichtig und helfen ihm, doch Krafttraining kommt eher zu kurz.

Krafttraining im Alter: Eine Geschichte, die inspiriert!

In dem New York Times Artikel  A Chiseled Bodybuilder, Frail Clients and a Fitness Story for the Ages erzählt Louie Lazar die Geschichte von Mr. Addo, einem zweifachen Gewinner des Mr. Ghana Bodybuilding Championship, und seinen Schülern: Senioren.

Die 90-jährige Shirley Friedman und Mr. Addo bei Kniebeugen. Bild: The New York Times

In einem kleinen Studio in den Southbridge Towers, einer Wohnsiedlung in Lower Manhattan, treffen wir sie: Die 90-jährige Shirley, die nie zuvor Kraftsport gemacht hat eine der motiviertesten Schüler ist – sie nimmt sogar am Boot Camp teil.  Die 86-jährige Mary, die nach einem schlimmen Sturz eine Gehhilfe benötigte. Und Carmen de Lemos-Chiarandini, 77, die in zwei Monaten drei mal gestürzt war. Shirley macht Kniebeugen. Mary trainierte Ausfallschritte und Dehnübungen; jetzt trainiert sie mit Kettlebell dead lifts und braucht nur noch einen Gehstock. Und Carmen? Nach zwei Monaten Training mit Übungen für die Balance und Haltung, kann sie wieder aufstehen, ohne ihre Hände zur Hilfe nehmen zu müssen – sie ist seitdem nicht mehr gestürzt.

Mr. Addo besitzt die Begeisterungsfähigkeit und Einfühlsamkeit, ein Gefühl von ‚dazu bin ich zu alt‘ gar nicht aufkommen zu lassen. Neben der gesteigerten körperlichen Fitness der Bewohner in und um das Studio herum auch ein Gemeinschaftsgefühl – Shirleys 90. Geburtstag wurde gemeinsam im Studio gefeiert. Und auch er gewinnt aus dieser Beziehung, die Senioren geben ihm Energie – eine Lehre aus seiner Heimat besagt, dass die Verbesserung des Lebens der Alten von höchster Tugend ist.

Mr. Addo, 44, wuchs in einem kleinen Dorf in Ghana bei seiner Großmutter auf. Als Teenager verzauberte ihn Arnold Schwarzenegger, wie er in einem Film Autos wegschob und Baumstämme auf seinen Schultern trug. Im garten seiner Großmutter eiferte er seinem Vorbild nach  – Mangobäume wurden zu Klimmzugstangen und Betonblöcke zu Hanteln. 1995 und 1996 gewann er den Titel Mr. Ghana.  Doch sein Traum waren die USA und 1999 kam er nach NY City.

Vielleicht möchte er noch mehr Studios eröffnen. Doch im Moment drehen sich die Gerüchte in seinem Studio um seine Arme, die in der letzten Zeit noch größer erscheinen. Erst kürzlich gab er zu, für den National Amateur Bodybuilders Association’s Mr. Universe im kommenden Jahr zu trainieren.

Und mein Vater? Der Termin für das Beratungsgespräch steht und ich bin schon gespannt, wieviele Bekannte Gesichter er treffen wird.

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