Die altsteinzeitliche Ernährung und ihre modernen Anfänge

Jäger und Sammler 1939 in Australien. Bild von: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bathurst_Island_men.jpg

Die modernen Anfänge der altsteinzeitlichen Ernährung, der sog. Paleo-Diät, lassen sich zurückverfolgen ins Jahr 1975 und das Buch The stone age diet: Based on in-depth studies of human ecology and the diet of man, eine Selbstveröffentlichung des Gastroenterologen Walter L. Voegtlin.

10 Jahre später veröffentlichten S. Boyd Keaton und Melvin Konner in der Fachzeitschrift New England Journal of Medicine den Artikel Paleolithic nutrition. Schlummerte die Paleo-Diät bisher noch vor sich hin und war sie lediglich im Bewusstsein von einigen Ärzten, Wissenschaftlern und Anthropologen, wurde sie durch die Veröffentlichung einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. Der Stein kam ins Rollen.1

Die Grundidee hinter der steinzeitlichen Ernährung beruht auf die Evolution als Wegweiser für die richtige Ernährung. Unsere Gene wurden durch die selektiven Kräfte, und damit auch der Ernährung, der Altsteinzeit geformt.

Die Altsteinzeit (Paläolithikum) beginnt mit den ersten hergestellten Steinwerkzeugen des Homo habilis und Homo ergaster vor über 2,4 Millionen Jahren in Afrika. Sie endet mit der Entwicklung von Bodenbau und Tierhaltung, was den Beginn der Jungsteinzeit (Neolithikum) markiert. Landwirtschaft entstand am frühesten im Vorderen Orient („Fruchtbarer Halbmond“) etwa 8.000 v. Chr. mit dem Ende der letzten Eiszeit, in anderen Weltregionen wesentlich später. Auch in Europa vollzieht sich der Übergang zur Landwirtschaft später, so dass hier auf die Altsteinzeit zunächst die Mittelsteinzeit (Mesolithikum) folgt.2 Der moderne Mensch entstand vermutlich vor ca. 160.000 Jahren.3

Wie man sieht ist Landwirtschaft eine sehr neue Erfindung. 10.000 Jahre sind ein Wimpernschlag im Vergleich zu den 2,4 Millionen Jahren, seit denen die Gattung Homo existiert. Klar bestehen gewaltige Unterschiede zwischen den frühesten Vertretern der Gattung Homo und dem heutigen Homo sapiens. Das ist keine Frage. Doch auch im Vergleich zu den 160.000 Jahren, seitdem es den modernen Menschen gibt, ist die Landwirtschaft eine neue Erscheinung. Und was für eine! Die Landwirtschaft war es, die die Jungsteinzeit eingeläutet hat und das Aufkommen von Städten mit ihren Segen und Nachteilen ermöglichte.

Bis vor 10.000 Jahren (das sind nur 500 Generationen!), hat die gesamte Menschheit also Fleisch, Früchte und Gemüse gegessen. Für die Mehrheit von uns war das noch vor 300 Generationen so. Die Ureinwohner Nordamerikas haben noch vor 5 Generationen so gelebt. Heute gibt es nur noch eine Handvoll Stämme, die weiterhin so leben.4

Diese Stämme genießen jedoch zumindest eine exzellente Gesundheit 5 – genauso wie unsere Vorfahren. Viele Menschen glauben, dass Steinzeitmenschen und heutige Jäger und Sammler ein hartes und kurzes Leben hatten bzw. haben. Das ist falsch. Vielmehr waren diese Volksgruppen frei von den Krankheiten, die heutige industrialisierte Gesellschaften plagen. Aber nicht nur das. Die körperliche Leistungsfähigkeit dieser Menschen war auf gleicher Höhe mit denen von ausgebildeten Sportlern.6

Vieles spricht also für eine Abkehr von modernen Ernährungsmethoden und eine Rückkehr an die Essgewohnheiten unserer Vorfahren vor 10.000 Jahren. Und das ist der Grundsatz hinter den zahlreichen Büchern, die eine steinzeitliche Ernährung propagieren. Kommende Beiträge werden in diese Bücher einen genaueren Blick werfen.

  1. Siehe Cordain, Loren: The Paleo Diet (2002), S. 4.
  2. Wikipedia über die Altsteinzeit.
  3. Wikipedia über die Ausbreitung des Menschen.
  4. Siehe Cordain, Loren: The Paleo Diet (2002), S. 5.
  5. Siehe bspw. Lindeberg, Staffan: The Kitava Study.
  6. Siehe Cordain, Loren: The Paleo Diet (2002), S. 5 f.

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