Bakterienspray statt Deos und Seifen – Ein Versuch

Schema einer Bakterienzelle: By BakteriumSchema.png: Brudersohn.Brudersohn at de.wikipedia derivative work: Mortalmoth (BakteriumSchema.png) [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], from Wikimedia Commons
Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, welche und wieviele Bakterien auf Ihrer Haut leben und wofür diese wichtig sind? Wie wäre es, sich diese nicht beim täglichen Waschen von der Haut zu schrubben, sondern im Gegenteil, diese sogar aufzutragen?

Im New York Times Magazine My No-Soap, No-Shampoo, Bacteria-Rich Hygiene Experiment berichtet Julia Scott, eine Schriftstellerin und Radioproduzentin aus San Franzisco, über ihr 4-wöchiges bakterienreichhaltiges Hygieneexperiement. Sie testete ein Hautwasser aus lebenden Bakterien, welches von AOBiome, einem Biotech-Start-up aus Camridge, Mass, USA entwickelt wurde.

Trotz des kurzen Anwendungszeitraumes sind die Ergebnisse erstaunlich.

Das Hautwasser, AO+ Refreshing Cosmetic Mist, sieht aus, fühlt sich an und schmeckt wie Wasser. Doch jede Flasche enthält Millionen kultivierte Nitrosomonas eutropha, ein Ammoniak-oxidierendes-Bakterium (AOB), dass in Dreck oder unbehandeltem Wasser zu finden ist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es auch auf unserer Haut lebte und sich vom Ammoniak in unserem Schweiß ernährte, welches es in Nitrit und Stickstoffmonoxid umwandelte. Ganz nebenbei fungierte es als natürliches Reinigungsmittel, Deodorant und Entzündungshemmer.

Über die vier Wochen verzichtete Julia Scott auf Seife, Shampoo und Deodorant und verwendete das Hautwasser zweimal täglich für Gesicht, Kopfhaut und Körper. Während äußerlich nur leicht fettigere Haare in den ersten Tagen auf eine Veränderung schließen lassen – auch Kollegen konnten nichts „erriechen“ – konnten schon nach der ersten Woche Nitrosomonas eutropha auf ihrer Haut nachgewiesen werden. Schon nach der zweiten Woche konnten neben den bei allen Menschen zu findenden Bakterien (Propionibacterium, Corynebacterium und Staphylococcus) hundert noch unerforschte Bakterienstränge festgestellt werden.

Neben diesem für Wissenschaftler interessanten Ergebnis änderten sich auch äußerliche Dinge. Ihre Haut verbesserte sich: Sie wurde weicher und sanfter, statt wie früher trocken und schuppig trotz Cremes. Ihre Haut wurde reiner, frei von Pickeln, und ihre Poren verkleinerten sich merklich. Beim morgendlichen Waschen ohne jegliche Hygienemittel musste sie mit einem Lächeln an all die Antibiotika und Mittelchen denken, mit denen sie in Teenagerjahren versucht hatte, Ihre Haut von Akne & Co zu befreien.

Am Ende des vierwöchigen Experiments fiel es ihr schwer, zu ihrer alten Routine zurückzukehren – der chemische Geruch der verstauten Hygieneprodukte stieß sie ab. Die meisten ihrer Produkte warf sie weg und besorgte sich inhaltsstoffarme / deofreie Seife und Shampoo. Schone eine Woche nach dem Experiment war Nitrosomonas eutropha nicht mehr auf ihrer Haut zu finden. Einen Monat hatte es gebraucht, diese gesunden Bakterien wachsen zu lassen, dreimal duschen mit Seife genügte, um sie zu vernichten.

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