Fehlbiss: Zivilisationskrankheit. Teil 9

Der Neurobiologe Stephan Guyenet, Ph.D. von der englisch-sprachigen Webseite Whole Health Source hat eine exzellente Serie zum Thema Fehlbiss und Ernährung geschrieben. Die Serie umfasst neun Artikel; dieser Beitrag ist die Zusammenfassung des neunten Artikels der Serie. Die Zusammenfassung von Teil 1 findest Du hier; Teil 2 hier, Teil 3 hier, Teil 4 hier, Teil 5 hier, Teil 6 hier, Teil 7 hier und Teil 8 hier.

Teil 9 ist die Zusammenfassung der gesamten Serie – jawohl, wir sind nun ans Ende angelangt! Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich bei Stephan bedanken, dass ich die Serie auf Deutsch zusammenfassen bzw. übersetzen durfte. Thanks, Stephan!

Und nun zur Zusammenfassung.

Unsere (frühen) Vorfahren hatten in der Regel

  • gerade Zähne,
  • ein gut entwickeltes Gebiss,
  • wenig bis kein Karies.
  • Zudem war meist ausreichend Platz im Kiefer für die Weisheitszähne.

Heute haben Menschen in entwickelten Ländern in der Regel

  • schiefe Zähne,
  • einen Fehlbiss,
  • Karies.
  • Zudem müssen die Weisheitszähne meist gezogen werden, weil im Kiefer nicht genug Platz für sie da ist.

Traditionell lebende Völker haben heute noch gute Zähne und ein gutes Gebiss. Genetische Gründe können wir hierfür ausschließen. Innerhalb nur einer Generation entwickeln diese Volksgruppen – einhergehend mit der Übernahme einer modernen, westlichen Ernährung – schlechte Zähne und ein schlecht entwickeltes Gebiss. Auch wildlebende Tiere haben in der Regel keine Kieferprobleme.

Bei der Entwicklung der Zähne und des Gebisses spielen drei Faktoren eine besondere Rolle:

  • Die Ernährung der Mutter vor und im ersten Trimester der Schwangerschaft. Eine ausreichende Versorgung mit Vitamin K2 ist besonders wichtig für eine gute Entwicklung. Innereien, Eier und Milch von Weidetieren sind hervorragende Quellen. (Thorne Research hat ein sehr schönes K2/D3-Präparat und ein tolles K2-Präparat.) Vitamin K1 (in grünen Pflanzen enthalten) kann nur begrenzt in Vitamin K2 umgewandelt werden.1
  • Lutschgewohnheiten bis zum vierten Lebensjahr. Flaschenstillen, Schnuller und Daumenlutschen fördern eine schlechte Entwicklung des Gebisses. Eine bessere Alternative ist das Trinken aus einer Tasse. Dadurch wird weniger mechanischer Druck auf die Zähne bzw. auf den Kiefer ausgeübt. Am besten ist das Bruststillen.
  • Zähigkeit der Ernährung. Feste Nahrung ist wichtig für die Entwicklung des Gebisses. Zähe Lebensmittel wie Dörrfleisch, Nüsse und rohes Gemüse fördern die Weitung des Zahnbogens.

Abgesehen von den gesundheitlichen Aspekten ist ein gut entwickelter Kiefer auch für das Aussehen wichtig.

1976 veröffentlichte Dr. H. L. Eirew das Ergebnis eines kieferorthopädischen Versuchs an zwei 12 jährigen Zwillingen, die einen identischen Fehlbiss (Engstand der Schneidezähne) hatten. Hier sieht man die Zwillinge vor der Behandlung:

Einer Schwester wurden einige Zähne gezogen, um mehr Platz im Kiefer zu schaffen. Der anderen Schwester wurde der Zahnbogen mittels eines Gerätes geweitet, welches im Ergebnis die natürliche Weitung des Kiefers entspricht, die bis zum 17. Lebensjahr statt findet. Die jeweiligen Behandlungsmethoden wirkten sich stark unterschiedlich auf die zukünftige Entwicklung der Kiefer und der Gesichtsstrukturen der Mädchen aus.

Links im Bild ist das Mädchen mit den gezogenen Zähnen. Rechts ist ihre Schwester, deren Kieferbogen geweitet wurde und so vom Aussehen her am ehesten aussieht, wie man es bei einer natürlichen Entwicklung erwarten würde. Erkennst Du den Unterschied?

Wo haben wir das her?

  1. Die Ernährung des Kindes soll aber nicht vergessen werden.

2 Gedanken zu „Fehlbiss: Zivilisationskrankheit. Teil 9“

  1. Hallo Bertram,

    danke für die viele Arbeit, die du dir mit der Übersetzung gemacht hast und Glückwunsch zu dem Lob, dass dir Dr. Stephan Guyenet in seinem Blog „Whole Health Source“ gespendet hat.

    Ich freue mich auf weitere Übersetzungen von dir, vielleicht sogar zu den äußerst interessanten Gedanken von Stephan über den Body-Fat-Set-Point. Es muss ja nicht immer die vollständige Übersetzung sein, oft reichen die Highlights.

    Besten Dank, Rainer

    Antworten
    • Hallo Rainer,

      Stephans Seite ist eine wahre Goldgrube. Kürzere Zusammenfassungen von Beiträgen werden daher sicherlich folgen, vollständige Übersetzungen jedoch vermutlich nicht. Wie Du geschrieben hast, oft reichen die Highlights.

      Dir noch ein schönes Wochenende!

      Antworten

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